BUCHCOVER | REZENSION |
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BRITTA HABEKOST –Melodie des BösenWo Britta Habekost in „Stadt der Mörder“ aufgehört hat, knüpft sie hier nahtlos an. Julien Vioric darf sich schon mal ganz warm anziehen. Nicht nur, das er eine Auszeit in Süden Frankreichs, in Antibes, jetzt mit unzufrieden stellenden Ergebnis abgebrochen hat, sein Bruder, der Polizeipräfekt von Paris und damit auch sein oberster, größter Vorgesetzter, holt ihn, gegen seinen Willen wieder in die Prefecture police der französischen Hauptstadt, wo sich jetzt, 1925, ein Publikum zu etablieren versucht, das dem Jazz frönt. Eine Entwicklung, die so manchen Herzschmerzen verursachen wird, der diese Musikrichtung als entartet empfindet, vor allem auch deswegen, weil dieses Katzengejammere ausgerechnet von Menschen dargeboten wird, die man noch vor nicht allzu langer Zeit, als Untertanen aus den Kolonien oder weit entlegenem Ausland abgetan hat. Sprich überwiegend Menschen mit einer anderen Hautfarbe. Aber das ist nicht der Knackpunkt für Eduard Vioric. In Sachen Ermittlungen will er sich der Unterstützung, oder besser der Arbeit, seines Bruders versichern, immerhin ist Julien der Beste seines Faches. Und selbst arbeiten will der Präfekt mitnichten. Er steht lieber im Mittelpunkt der gesellschaftlichen Enklave, um sich lobhudeln zu lassen, für Ergebnisse, die eigentlich keine sind. Nachdem man wieder ein menschliches Herz in der Öffentlichkeit gefunden hat, speziell auf dem Grab von Chopin, muss, jetzt wieder Lieutenent, Julien Vioric ans Werk, nur was er aufklärt, passt nicht so wirklich ins Bild der sich erhöhenden Klasse, weil nicht nur das an einen Vorkriegsfall erinnert, der bisher noch nicht aufgeklärt wurde, sondern sich auch ein Rattenschwanz an Verbrechen nach sich zieht, dessen Ende noch nicht abzusehen ist und sich so manche Spur in Kreise zieht, die sich lieber bedeckt halten wollen, sprich, wenn man schon mal einen Menschen umgebracht hat, der in der gesellschaftlichen Leiter so tief unter einem steht, das man in einen kilometerweit ins Erdreich führenden Brunnen steigen müsste, um demjenigen zu begegnen, dann sollte die Exekutive das als eine Kleinigkeit behandeln und, noch besser, den „Schuldigen“ woanders verorten. Britta Habekost stellt das bildgewaltig heraus, auch wenn das dem Polizisten Vioric natürlich nicht schmeckt, aber an den historischen Tatsachen, die die Autorin hier mit einflechtet, kann auch er nichts ändern. Nach ihrem Ausflug in den Surrealismus im vorherigem Buch macht sich Britta Habekost auf die Suche nach dem Jazz und dem, damit verbundenen, wenn auch nicht nachzuvollziehenden, Rassismus, der jetzt immer stärker zu Tage tritt. Nennt man auch Gesellschaftskolumne, nur das die Autorin alles etwas größer in einem starken, historischen Roman verpackt und diesen jetzt dem Leser zugänglich macht. Und da, wie erwähnt, sich so einige Tatsachen nicht verleugnen lassen, machen sich einige Romanfiguren, unter Brittas und Juliens Anleitung, jetzt auf den Weg, zumindest auf diesen Seiten, diese, ihre Welt doch etwas zu verändern, zum Guten hin oder, wenn das nicht mehr funktioniert, für mehr Gerechtigkeit zu sorgen.
ISBN 978-3-328 –60195 – 1 451 Seiten (mit+) 22,00€ (D) 22,70€ (A) |