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CONN IGGULDEN –

Attika

Hier kommt wieder ein Buch, bei dem man zuerst mal das Nachwort lesen sollte, auch wenn man sich historisch durchaus schon als an geleckt bezeichnen würde. In seinen Ausführungen erklärt uns der Schriftsteller, warum er sein Buch so geschrieben hat, nämlich um hinter so manche Kulisse zu schauen, Erklärungen zu finden oder, zumindest, glaubhaft zu machen, was uns heute noch rätselhaft erscheinen mag. Gerade in der griechischen Historie sind doch einige Ereignisse zwar belegt, aber warum diese stattfanden, ist nicht wirklich geklärt. Allerdings lässt sich Conn Iggulden nicht davon beeindrucken und greift nach dem Himmel für Schriftsteller historischer Romane. Dareios, Großkönig von Persien, fühlt sich hintergangen. Er hat den Griechen und Ioniern, die er unterworfen hatte, eine Gabe von Erde und Wasser abverlangt, was man genauso gut als Sklaverei bezeichnen könnte. Und was machen die Griechen? Sie spucken ihm, sinnbildlich, ins Gesicht. Im Angesicht seiner unendlichen Weisheit kann er nicht begreifen, das die attischen Stämme eine andere Vorstellung von Freiheit haben, als er sie ihnen zubilligen möchte. Inwiefern der Großkönig vor sich hin tickt, versucht Iggulden im ersten Kapitel auch sofort zu beleuchten und irgendwie kommt man zum Schluss, dass Dareios, sagen wir mal ein Kind seiner Zeit und Erziehung, keine wirklich rationale Beziehung zu seiner Umwelt hinbekommt, welche dann unter seinem Größenwahn und seiner Herrschsucht zu leiden hat. Sollte sich jemand gegen seinen Willen auflehnen, kann das nur Sanktionen nach sich ziehen, deren Folgen sich eher in Richtung Katastrophe bewegen. Und davon haben die Griechen, sowohl Athener, als auch die Spartaner und andere hellenische Stämme die Schnauze gestrichen voll. Die Rachsucht des persischen Großkönigs lässt nicht lange auf sich warten. Aus Erde und Wasser wird Tod und Blut, welches die Geknechteten zu entrichten haben. Im Jahre 490 vor Christus steht Dareios vor Athen und seine Drohgebärden sind unübersehbar. Doch die Hellenen sind freie Menschen und wollen das auch bleiben. Bei Marathon, dort wo der Fenchel wächst, treffen sie auf persische Truppen. In einem harten Kampf bezwingen sie die, zahlenmäßig weit überlegenen, Gegner und zwingen den persischen Großkönig zum Rückzug. Der muss jetzt seine Wunden lecken und sinnt, na klar, Rache. Sie wird ihm nicht mehr vergönnt sein. Das Leben in Griechenland wird wieder von Normalität geprägt, wobei so einige Kriegszüge immer noch anstehen, da die Perser den Hellenen immer wieder auf den Pelz rücken wollen. Und manchmal haben sie damit auch Erfolg. Doch der große Schlag soll noch erfolgen, als Xerxes, Sohn des Großkönigs Dareios, selbst zum Gottkönig wird. Inwiefern er damit seinen Vater in Grausamkeit noch übertreffen wird, ist ja ausführlich dokumentiert. Die Griechen sind im Hintertreffen. Die persischen Streitkräfte sind so zahlreich, das man ihre Menge an Menschen nur schwer schätzen kann, während die Verteidiger zahlenmäßig eher überschaubar sind. Auf dem Seeweg sind zwei persische Flotten unterwegs, während sich das Landheer in Sichtweite einer Flotte in Küstennähe vorrückt. Bei Thermopylen kommt der Vormarsch erstmals zu Halten. Hier hat sich eine kleine Gruppe Spartaner, unterstützt durch Verbündete, unter dem Befehl von König Leonidas verschanzt. Drei Tage Zeit will er den Griechen verschaffen, damit sie sich sammeln können. Dieses Scharmützel ist in die Geschichte eingegangen, aber die Zeit, die Leonidas und seine Getreuen schinden konnten, gab den Griechen die Möglichkeit, Athen zu evakuieren und sich neu zu formieren, aber das kommt dann im nächsten Band, auf den man sich jetzt schon freuen kann. Schön an einem solchen historischen Roman ist die Tatsache, das der Schriftsteller den Figuren, die man nur von Abbildungen und lückenhaften Aufzeichnungen kennt, ein menschliches Gesicht gibt, das Treiben mit Leben erfüllt, so das man in dessen Bann förmlich hineingezogen wird. Musiktipp: die Griechen „Rotting Christ“. Sind Nachfahren.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-52975 -1 470 Seiten (+Nachwort) 16,99€ (D) 17,50€ (A)