BUCHCOVERREZENSION
Tutii EiskalteHoelle

BJØRN ANDREAS BULL-HANSEN –

Viking

Machen wir mal erst die Musikempfehlung. Bei einer Jomswikinger-Saga bieten sich, natürlich, AMON AMARTH an. Satter Sound im Ohr. Freunde von Bernard Cornwells Uthred von Bebbanburg sei gesagt, der alte Nordhumbrier geistert mit durch diese Seiten, wenn auch nicht so, wie unter seinem eigentlichen Autor, als Hauptfigur, sondern am Rande. Was aber nicht so wichtig ist. Interessant ist es jedoch schon, wenn sich ein Schriftsteller von einem Kollegen eine Figur ausleiht, vor allem dann, wenn sie eigentlich gar nicht existiert hat, dafür jedoch viele Leser ihre Kater nach ihm benennen. Häuptling Torstein Knarresmed herrscht, gemeinsam mit seinem Bruder, über die Vingulmørk. Eigentlich hat er alles, was er braucht und seine Wünsche sind eher bescheiden, gesunde Familie, genug zu essen, ein Dach über dem Kopf. Früher war er mal ein Sklave, eine Zeit die er heute beiseite drängt, obwohl sie ihn stark geprägt hat. Davor wurde sein Vater ermordet, auch ein traumatisches Erlebnis, vor allem, weil er feststellen muss, im Laufe der Handlung, dass der Mörder noch frei herumläuft. Mit Romanfiguren kann man nach belieben umspringen und so muss erst mal ein Hungerwinter überstanden werden. Danach kann man sich gemütlichen Gemetzeln zuwenden und davon gibt es mehr als genug. Er kann eine feindliche Flotte vernichten, wobei ihm offenbar wird, das der Mörder seines Vaters noch lebt, auch wenn er das nicht glauben möchte. Hinterher stellt er den Anspruch auf die Führerschaft der Jomswikinger, die ihm auch bestätigt wird. Die Sehnsucht nach seiner Sigrid und seinen Söhnen treibt bald nach Hause, die Jomswikinger folgen ihm. Torstein ist ein mächtiger Mann geworden. Und nun wird er aufgefordert, sich der Invasion in England anzuschließen, wo Dänen und Norweger gerade wieder Fuß fassen wollen, mit dem erklärten Ziel, das Christentum und die Herrschaft Æthelreds zu zerschlagen. Ihm wird Land versprochen und so packt er seine Familie und Gefolge zusammen, bricht mit einer Flotte nach England auf. Als erstes will er Uthred von Bebbanburg ärgern, in dem er dessen Stützpunkt und Vorratslager überfällt. Ein bisschen Plündern hier, ein bisschen Plündern dort, für Abwechslung ist gesorgt. Leider hat Torstein so etwas wie ein Gewissen. Als seine verbündeten Cumbrier nach getaner Arbeit, pardon nach dem Abschlachten von Angelsachsen, dann die Frauen vergewaltigen wollen, unterbindet er kurz und schmerzhaft dieses Treiben. Als Dankeschön dafür bekommt er von seinem Schriftsteller aber kein Lob, sondern seine Verbündeten wenden sich gegen ihn und locken die Jomswikinger in einen Hinterhalt. Deren Front wird zerbrochen. Torstein hat den Überblick verloren und ab sofort ist jeder aus seiner Mannschaft auf sich allein gestellt. Schwer verwundet zieht er sich, noch immer kämpfend, Jomswikinger waren ja berühmt für ihre Zähigkeit, zurück. Über das Schicksal seiner Truppe und auch seines Bruders bleibt er im Unklaren. Dafür wird er jetzt gejagt, die Cumbrier sind rachsüchtig. Und weil das noch nicht zu reichen scheint, legt Herr Bull-Hansen eine Schippe nach, wird im heimischen Norwegen Torsteins Landsitz überfallen. Der Mörder seines Vaters setzt sich auf seinen Stuhl. Auch wenn es so kleine Parallelen zu Uthreds Lebenslauf gibt, so kann man Torstein doch eins zugute halten, er ist seiner Frau treu, im Gegensatz zu dem Nordhumbrier, der ja öfter mal seine Lebensabschnittspartnerin von seinem Autor austauschen lässt.
(Penguin)

ISBN 978-3-328 –10982 – 2 544 Seiten 16,00 € (D) 16,50 € (A)

BERNARD CORNWELL – Der Herr der Schlacht – Archiv Januar 2023