BUCHCOVERREZENSION
Tutii EiskalteHoelle

THOMAS CHATWIN –

Vier Schafe und ein Todesfall

Thomas Chatwin liebt Cornwall und Krimis. Nachdem er nun ausgiebig die Polizeiarbeit aus, na sagen wir mal inkompetenten Händen in die einer aufgeweckten Postbotin gelegt hatte, neben dem unten genannten Buch um Daphne Penrose gibt es ja noch einige mehr, wendet sich seine Aufmerksamkeit nun der Schafherde von Kate Doyle und ihres Lebenspartners David Pennymore zu, wobei er am Ende des Buches noch eine hochbrisante Frage stellt, wenn man einem Schaf versucht, den Beruf eines Schriftstellers zu erläutern. Schafe sind hochsensible Tiere mit einem ausgeprägtem Hang zur Philosophie. Mit Mord haben sie eigentlich nicht viel am Hut, aber wenn sie einen Toten finden, dann kann das schon zu leichten Verwerfungen in ihren Wahrnehmungen kommen, wenn auch nur kurz, bis sie sich, ganz pragmatisch, wieder der Nahrungsaufnahme, oder als Wiederkäuer, der Weiterverarbeitung ihres Essens widmen. Das können Menschen natürlich nicht verstehen, stört aber die Schafe nicht. Und Großmutters Emily Doyles Leib- und Magenspruch, nichts belebt uns wie ein kleiner Mord, könnte zwar einen tieferen Sinn beherbergen, aber der dürfte sich den Schafen nicht wirklich offenbaren. Dafür bekommt Oma Doyle, zu ihrem Geburtstag, die perfekte Ausrüstung für den angehenden Kriminalisten. Und die Schafe kleine Apfelstücken, auch wenn sie kein Wiegenfest haben. In der Nachbarschaft der Doyles, die sich als ein kornischer Großclan mit weitreichenden Familienbindungen über die Grenzen Cornwalls hinaus entpuppen, entdecken vier ausgebüxte Schafe einen Toten. Okay, Kate und David entdecken ihn, auf der Suche nach ihren wolle bekleideten Philosophen, die mal kurz auf Abwegen sind. Es herrscht Alarmstimmung im Doyle-Clan, da der Nachbar wurde erschossen wurde und seine Überwachungskamera auch gleich die erste Tatverdächtige in den Fokus der ermittelnden Polizei rückt. Chloe Doyle, vor Jahren hatte sie Cornwall und der Familie den Rücken gekehrt, um ihr eigenes Leben zu führen, das dann auch recht schillernd sich darstellen dürfte, so zu sagen, wenn wir schon bei diesem Sprachgebrauch sind, das schwarze Schaf der Multi-Familie. Außer der Polizei ist natürlich niemand der Meinung, das Chloe einen Mord begangen haben könnte und so setzt ein fieberhaftes Treiben ein, das die Unschuld eines, wenn auch bis hierhin verloren geglaubtes, Familienmitgliedes zu beweisen, wobei man auch mal gerne der Polizei auf die Füße tritt. Die Philosophen im Wollmantel betrachten das alles mit entspannter Heiterkeit, wie man sie nur Schafen auf der grünen Wiese, oder bei ostasiatischen Mönchen, beobachten kann.
(rowohlt)

ISBN 978-3-499 - 01050 - 7 316 Seiten 17,00 € (D) 17,50€ (A)

THOMAS CHATWIN – Mörder unbekannt verzogen – Archiv Sept. 2021