BUCHCOVERREZENSION
Tutii EiskalteHoelle

SOPHIE VILLARD –

Mademoiselle Eiffel

Wer an Paris denkt, hat, relativ automatisch, den Eiffelturm vor Augen. Das Wahrzeichen einer Stadt, in der man die Liebe zu Hause wähnt, und andere historische Ereignisse gern auf eine hintere Bank schiebt. Einschließlich der Geschichte, die vor Baubeginn und auch während des Grundsteinlegung und gesamten Baugeschehens ziemlich düstere Wolken am Horizont für den Bauherren und sein Team herumlungern lies. Nicht jeder war mit diesem Bauwerk einverstanden. Im Juni 1884 war der Startpunkt des Projektes. Erste Entwürfe traten ans Tageslicht. Diesen Kampf hat man heute fast vergessen. Dabei gab es doch eine wahrliche Empfehlung, als man im Oktober 1886 in New York die Freiheitsstatue einweihte, ein Geschenk Frankreichs an die, noch jungen, Vereinigten Staaten von Amerika. Als man noch Freiheit als das höchste Gut angesehen hatte. Zumindest in den aufgeklärten Kreisen der französischen Republik. Und so erwuchs der Plan, zur geplanten Eröffnung der Weltausstellung 1889 in Paris, ein monumentales Bauwerk zu errichten, das ein Signal an die Menschen dieser Welt senden sollte. Mehr oder weniger war dieser Bau noch Sache derer, die man heute wohl Mittelstand nennt, die Familie Eiffel und dementsprechende Mitarbeiter, wie beispielsweise Stephen Sauvestre, der als Architekt eingetragen ist. Es ist ein ehrgeiziges Vorhaben, das den Bauherrn Gustave Eiffel voll in Anspruch nimmt, so das er immer weniger Zeit für andere Dinge hat, nun ja wer kennt das nicht. Hier tritt seine Tochter Claire auf den Plan. Nicht immer ist sie mit dem Vorgehen beim Bau einverstanden, nicht nur weil ihr eigenes Familienleben dabei auf der Strecke bleibt, da auch ihr Mann voll eingebunden ist, sondern sie kümmert sich um vieles, was drumherum passiert und versucht Missstände schon im Keime zu ersticken. Claire entpuppt sich als die gute Seele des Baus des „tour Eiffel“. Sophie Villard zeichnet die Geschichte einer selbstbewussten Frau nach, wie sie hätte passieren können, in einer Zeit, als das Wahlrecht für Frauen noch in weiter Ferne lag, das alleinige Spazieren gehen als unschicklich galt und die Suffragetten als störendes Ereignis und völlig durchgeknallte Frauen mit Langeweile angesehen wurden. Davon lässt sich Claire aber nicht beeinflussen, sie hat ein klares Ziel vor Augen, auch wenn sie manchmal eine Träne in selbigen verdrücken muss, da die Umstände alles andere als rosig sind. In vielen Medien wird gegen den Bau geschossen, Unmut unter einflussreichen Kreisen des gesellschaftlichen Lebens macht sich breit, es regt sich Widerstand gegen das „unästhetische Monstrum“, und dazu beginnt sich Vater Gustave auch noch zu verzetteln, da er Ferdinand Lesseps unterstützen will, der schon seit Jahren am Panamakanal bastelt. Es wird zu einem Wettlauf gegen die Zeit, da der 6. Mai 1889 unaufhaltsam näher kommt. Häufig muss Claire sich gegen Widerstände durchsetzen, aber es gibt auch Lichtblicke. Es gibt auch Menschen, denen das Schicksal des Turmes der Liebe am Herzen liegt und, noch, ist das Interesse der Medien nicht gleichgeschaltet. So wächst das Stahlgerüst, unter den wachsamen Augen von Claire Stück für Stück in den Himmel hinein.
(Penguin)

ISBN 978-3-328 –10881 – 8 387 Seiten (mit+) 15,00 € (D) 15,50 € (A)