BUCHCOVER | REZENSION |
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SEBASTIAN FITZEK –ElternabendElternabende können sich als Thriller erweisen, besonders dann, wenn eigentlich alles geklärt und fast jeder schon auf dem Absprung ist, aber dann noch jemand Senf in der Tüte hat, den man mal gerne weiterreichen möchte. Aber das hat Sebastian Fitzek bestimmt nicht gemeint, als er seine Version offenbarte. Und Sascha Nebel hat auch andere Probleme, als jetzt an Elternabende zu denken. Er sitzt in einer Protzkarre, bitte im Hinterkopf behalten, mit einem Gürtel um den Hals und sieht plötzlich Unheil auf sich zukommen, in Form einer Frau mit einem Baseballschläger. Das sie das Teil nicht nur zur Zierde trägt, stellt sie dann auch kurzer Hand unter Beweis, indem sie das Nobelgefährt auf das Niveau des Schrottpreises hin bearbeitet, ohne darauf zu achten, das dort noch ein Mensch am Steuer sitzt. Das bekommt sie erst ein klein wenig später mit. Weitere Unannehmlichkeiten sind zusätzlich noch im Anmarsch, die dann solche fröhliche Plakate mit der Aufschrift Klimakiller tragen und, als Ausgleich sozusagen, tritt auch die Ordnungsmacht auf den Plan. Mittendrin, statt nur dabei bekommt hier eine völlig neue Note. Ist schon unangenehm, wenn man plötzlich zwischen allen Fronten steht und nicht wirklich begreift, was der ganze Zirkus soll. Nur die Konsequenzen, die sich hieraus ableiten lassen werden, dürften alles andere als harmlos werden und so hilft nur die Flucht. Nur sind diese Wege in enge Grenzen gesetzt. Für Sascha heißt das, hinter der Frau hinterher, die kurz vorher seine in sich gekehrte Blase mit einem Schlaginstrument voll in die Realität zurückgeholt hat. Da die Herren Ordnungshüter sich nicht mit dem grünen Mob anlegen wollen, stiefeln sie den zwei Flüchtigen nach, versprechen sie doch ein leichteres Ziel. Leider, ohne vielleicht doch besser so, sind sie nicht gerade die schnellsten, oder dienstbeflissenen genug durchsetzt, Sascha und die Frau mit dem Prügel können sich in einen Reisebus retten, was etwas komisch aussieht, wenn die Frau eine furchteinflößende Schlagwaffe und der Mann einen Blumenstrauß trägt. Und die Busfahrerin scheinbar nur darauf wartet, das zwei endlich einsteigen. Um dann vor der Nase der Polizisten loszufahren, mit dem, zumindest für Sascha unbekanntem, Ziel, das sich dann Elternabend nennt. Das er vom Regen in die Traufe gekommen ist, wird ihm noch nicht bewusst, das kommt erst später. Wer lachen möchte, kann sich dieses Buch, ohne darüber nachzudenken, mit wachsender Begeisterung, vor die Nase und Augen halten. Weil Herr Fitzek jedoch zu Beginn Mark Twain zitiert, sollte auch genügend Platz dafür sein, mal über sein Umfeld nachzudenken. Wie tickt mein Nachbar, haben er, sie Probleme. Man muss ja dabei nicht indiskret sein, sondern sollte, statt dessen, Fingerspitzengefühl und Empathie an den Tag legen. Mit anderen Worten, sich einfach mal nur Gedanken machen, dann sieht man die Welt mit ganz anderen Augen. Dann erschließt sich auch der anfangs erwähnte Gürtel, den sich Sascha um den Hals, garantiert nicht als Krawatte gedacht, geschlungen hatte, nachdem er in die Nobeless-Karosse geklettert ist und bevor der Racheengel mit dem, eigentlich als Sportinstrument gedachten, aber eben zweckentfremdeten Gegenstand auf selbige eingeprügelt. ISBN 978-3-426-28413-1 316 Seiten 16,99€ (D) 17,50€ (A) FITZEK & BEISENHERZ – Schreib oder stirb – Archiv August 2022 |