BUCHCOVERREZENSION
Tutii EiskalteHoelle

PRESTON & CHILD –

Old Bones – Das Gift der Mumie

Es ist doch immer schön, wenn man als Leser Romanfiguren wieder begegnet und diese sich, für ihr neues Lebenskapitel, dann gut erholt haben. Soll ja auch welche geben, die die Zwischenzeit in einem Gulag zubringen müssen. Nicht so bei Preston und Child. Agent Corrie Swanson und Nora Kelly können frisch und frei ans Werk gehen. Für alle Fans von Special Agent Pendergast, er hat mal wieder einen kleinen Gastauftritt und bringt dabei auch eine hervor ragende Weisheit an den Tag. „Die Menschen beten das Gold an und vernachlässigen die Götter.“ Auch wenn dieses Zitat von Sextus Aurelius Propertius stammt und damit in die Zeit vor Christus Geburt zu verorten ist, hat es doch nichts an seiner Aussagekraft und Aktualität verloren. Aus dem Munde Pendergasts bekommt das jedoch eine besondere Bedeutung. Aber erst mal muss Corrie sich einer Schießerei stellen, bei der sich nicht alles so abspielt, wie sie sich es erhofft hat und so steht sie am Anfang ihres neuen Lebensabschnitts schon unter Druck, obwohl sie doch, eigentlich, alles richtig gemacht hat. Darauf kommen wir später noch einmal zurück. In einer Geisterstadt wird ein Schatzsucher gestellt und auch hier wird geschossen, allerdings war der Banause nicht ganz so auf Zack, wie der ihn stellende Sheriff und so landet Mr. Rivers im Krankenhaus. Dort, wo er herum gewühlt hat, wird eine Leiche gefunden, die mit besonderer Vor- und Umsicht ausgebuddelt werden muss. Ein Job für Nora Kelly, Archäologin aus Leidenschaft. Und schon sind beide Frauen wieder voll im Geschehen. Das Sheriff Watts so ein bisschen Cary Grant an sich hat, könnte eine positive Rolle spielen, aber das lassen wir lieber in den Seiten, auch Romanfiguren haben ein Recht auf Privatsphäre. Nur entwickelt sich diese Angelegenheit in eine Richtung, die wohl niemand erwartet hätte. Allerdings ergibt jetzt das von Pendergast verwendete Zitat einen Sinn. Ab jetzt dreht sich alles um Leichen und Gold. Nicht nur Mr. Rivers suchte ein Stück von der Goldtorte des Lebens, wie sich heraus stellt, sind einige mehr auf diesem Trail unterwegs und das wohl nicht wirklich im Rahmen der Legalität, was dann, gelinde gesagt, Missverständnisse auslösen könnte, da die Glücksjäger sich in einem schon fast religiösen Eifer voll im Recht sehen und sich eventueller Störer, die ihnen das Glück „nicht gönnen“, dann entledigen wollen. Na viel Spaß in der Wüste. Allerdings gibt es noch einen Punkt, den man intensiv betrachten sollte. Der Tote in der Geisterstadt hatte ein unglaubliches Erlebnis, man gut das er nur eine fiktive Gestalt ist, er hat „Trinity“ ins Auge geblickt. Just in jenem Augenblick, wo er dort in der Landschaft pflügte, mit wichtigen Aufgaben, für sich, geht dort der erste Atombombentest los und das war nicht so gut für ihn. Er hat es zwar noch zurück in sein Lager geschafft, aber das war´s dann. So wird er gefunden, gezeichnet von den Nachwirkungen einer fürchterlichen Waffe, die er sich, in seinen kühnsten Gedanken nicht hätte vorstellen können, Oppenheimer lässt grüßen. Passend dazu kann man sich musikalisch die kanadische Band Panzerfaust um die Ohren hauen, mit ihrem genialen, engagiertem und mittlerweile auch schon legendären Titel „The Day after Trinity“. Passt. Den Herren Autoren geht es aber nicht nur darum, ein mal mehr ihre Protagonisten auf Trab zu halten und damit den Leser literarisch zu verwöhnen. Nein. Sie haben auch noch eine weitere Botschaft. Lass Dich nicht unterkriegen. Wirst Du bei einer Beförderung übergangen, es gibt schlimmeres. Hast Du Selbstvorwürfe, weil nicht alles so klappt, wie Du Dir das vorstellst, dann schau auf das Ergebnis, welches Du erzielt hast und wäge ab, welche Alternativen Du gehabt hättest. Geh Deinen Weg, wie Du ihn gehen willst, ohne andere zu gefährden.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-52420-6 413 Seiten 14,99€ (D) 15,50€ (A)

PRESTON & CHILD – Bloodless – Archiv Aug. 2022
PRESTON & CHILD – Headhunt – Archiv Feb. 2021 TIPP
PRESTON & CHILD – Old Bones – Tote lügen nicht – Archiv Dez. 2020