BUCHCOVER | REZENSION |
---|---|
KRIS BRYNN –A.R.T. Coup zwischen den SternenJa, so ist das, wenn man sich als eine gehobene Klasse sieht. Kunst, im Sinne der geistigen Erquickung für das Volk ist out, nur noch für die Elite verfügbar und auch nur noch dahin gehend, das man das als Geldanlage sieht. Ein Grund mehr, den Pöbel auf Abstand zu halten, wenn man „Kunst“ in die „Öffentlichkeit“ stellen möchte. Also werden Ausstellungen und Auktionen nur noch dort organisiert, wo man, als Geldadel, garantiert, unter sich ist, im All auf einem Raumkreuzer, auch wenn der mehr an einen gestrandeten Wal an der Küste Australiens erinnert, als an ein Produkt geistigen Schaffens zum Fortschritt der Menschheit. Nun ja, dafür haben die tibetanischen Menschen ein treffendes Sprichwort, ein fallender Baum macht mehr Lärm, als ein wachsender Wald. Wenn man sich abschotten will, dann zeigt man immer mehr seine verrottende Seite und die wird auch dem erblindeten Menschen irgendwann sichtbar. Mitunter später, manchmal auch früher. Es ist mal wieder soweit, man möchte etwas Auktionieren und so wird der Raumkreuzer „Horta“ vorbereitet, ein Veranstaltungsort zu werden, auf dem sich die Reichen und Schönen, ob die Definition so zutrifft, liegt doch eher im Auge des Betrachters, dann treffen wollen, um sich gewisser Dinge zu ergötzen und sich gegenseitig auszustechen. Ob man das dann als Kunst bezeichnen soll, steht wohl auch auf einem anderen Blatt. Kris Brynn hat eine recht weit reichende Wortwahl dafür und die ist auch ziemlich farbenfroh, im Sinne dessen, wenn man sich finstere Schattierungen vorstellen möchte. Als musikalische Begleitung dazu kann man „Alles wird in Flammen stehen“ empfehlen. Und so tummeln sich, möchte gern elitäre, Pappnasen auf einem Raumschiff, fern der Menschen auf der Erde, um sich bei Häppchen und Schampus einer Versteigerungsorgie hinzugeben, die auch in ihren eigenen Kreisen recht umstritten ist, aber das sollte nicht die Sorge des Lesers sein. Der Mittelpunkt dieser „Kulturveranstaltung“ ist ein Exponat, das nur für gelangweilte, abartige und degenerierte von Interesse sein kann, kein anderer würde sich so etwas ins Wohnzimmer über den Fernseher oder in die Vitrine stellen. Aber, da es für oben genannte eine Art Futterkrippe darstellt und sich doch für einige erwachte Mitmenschen als eine Art Rotes Tuch erweist, muss dieses Objekt um jeden Preis geschützt werden. Mit dieser Aufgabe werden Savoy Midthunter und ihr Team von ArtSecure betraut, was vielleicht nicht die beste Wahl ist, aber in der Not muss der Teufel halt Fliegen verspeisen. Und die „Feinde“ der „Kunst“ sind durchaus zahlreich. Der Querschnitt reicht von Dieben, Fanatikern aller Couleur bis hin zu Zerstörern, wobei man letztere nicht mit irgendwelchen Klimaaktivisten verwechseln sollte, die Kunstwerke im Sinne menschlichen Erbes sinnlos beschädigen, sondern Menschen sind, die sich entartetem Schwachsinn entgegenstellen wollen. Aber das weiß Savoy nicht, noch nicht. Sie nimmt ihre Aufgabe ernst, was auch naheliegend ist, weil viel Geld und Reputation auf dem Spiel steht. Versagt sie, wird sie sich einen Schlafplatz unter einer Brücke suchen müssen, wenn sie denn eine findet und ihr Team gleich mit. Und das ist natürlich vollkommen begeistert, von dieser Aussicht. Wenn man die Wahl hat zwischen einem guten Verdienst, egal woher der kommt, und einem Pappkarton als zukünftiges Zuhause, dann könnte das ungeahnte Kräfte wecken. Kris Brynn entfesselt eine Art Kleinkrieg inmitten des Vakuums in Orbit der Erde, mit der einzigartigen Beleuchtung durch die Sterne, gibt einen Streifzug dar, wie er uns heute schon ereilt, und man kann nur hoffen, das es so eine Dystopie bleibt. |