BUCHCOVER | REZENSION |
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BEN CREED –Das dunkle Lied der TotenWenn man in der damaligen Sowjetunion mal jemandem, insbesondere dem Bluthund Stalins, Lawrenti Beria, auf die Füße getreten ist, sollte man mit seinem eigenen zeitigen Ableben rechnen. Es sei denn, mit Romanfiguren kann man das ja machen, man versteckt sich, oder man wird aus der Schusslinie genommen. So passiert mit Revol Rossel, ehemaliger Leutnant der Leningrader Miliz, der seinen letzten Fall mit Bravour löste, dabei jedoch in die Quere des Vollpfosten Beria und damit in das Visier des Schlächters der UdSSR geriet. Und so sind die Herren Schriftsteller, in Absprache mit Major Nikitin vom GRU, der Meinung das man Revol Rossel mal schnell in die „behütete und gemütliche“ Atmosphäre eines Strafarbeitslagers, über dem Nördlichen Polarkreis gelegen, gibt, weil man dort nach Staatsfeinden am wenigsten suchen könnte. Das ist doch mal eine humanistische Geste, oder wie seht Ihr das? Man braucht den ehemaligen Leutnant noch. Immerhin ist er einer der besten Ermittler in Sachen Mord, den das Sowjetreich vorzuweisen hat, das wissen sowohl die Herren Autoren, als auch der GRU-Major, der sich jetzt mit einem neuen Fall konfrontiert sieht, bei dem man eine Leiche gefunden hat, der man zweimal in den Kopf geschossen und dann, hoffentlich postmortal, die Zunge entfernt und an deren Stelle ein Stück Papier hinterlegt hat. Und das ist kein Einzelfall. Wir schreiben das Jahr 1953. Da Major Nikitin, der eigentlich ein „Verhör“Spezialist, was Rossel mit tiefstem Hass bestätigen kann, und kein Mordermittler ist, auf der Stelle tritt, braucht er positiven Input. Wer ist dafür prädestiniert? Der ehemalige Leutnant der Miliz in Leningrad, der zur Zeit, zur „Erholung“ im beschaulichen Igarka, mitten in der Tundra weilt und sich dort abschuften muss, unter unmenschlichen Bedingungen, die von seinen Schreibern und auch von seinem Todfeind in Kauf genommen werden, sie müssen es ja nicht durchmachen. Statt dessen lümmeln sich Chris Rickaby und Barney Thompson sich an ihren Schreibtischen herum und harren der Dinge, die da kommen mögen und schicken Major Nikitin in die Tundra, damit er sich fachkompetente Unterstützung sichern kann. Revol Rossel soll seinen „Urlaub“ beenden und dem GRU-Offizier tatkräftig unter die Arme greifen, die Mordfälle schlagen ziemliche Wellen und sind auch politisch sehr hoch angebunden. Der ehemalige Polizist würde sich aber lieber ein Bein ausreißen, als seinem damaligem Peiniger, der ihm mehrere Finger amputiert oder gebrochen hatte, zu helfen. Im Endeffekt siegt aber doch die Neugier und er kann dem Angebot, seinen „Wellness Aufenthalt“ nördlich des Polarkreises zu beenden und statt dessen wieder Mordermittler zu werden, nicht widerstehen. Gut so, wir wollen ja auch Fortschritte sehen. Allerdings eröffnet sich dabei ein Problem. Revol wird wohl zwangsläufig wieder dem Leiter des Volkskommissariats für innere Angelegenheiten der UdSSR und Henker von Stalins Gnaden begegnen müssen. Und Beria hatte ein gut funktionierendes Gedächtnis, das musste man ihm lassen. Davon konnten die Brüder Starostin ein Lied singen, die schon 1942 in einem Gulag landeten, weil sie nicht den Fußballinteressen des Geheimdienstchefs folgen wollten. Was könnte dann Revol Rossel erwarten, der Beria politisch voll vor das Schienbein getreten hatte. Wir schreiben, Gott sei es gedankt, das Jahr 1953. ISBN 978-3-426-52664-4 397 Seiten 14,99€ (D) 15,50€ (A) |