BUCHCOVERREZENSION
Tutii EiskalteHoelle

PETER NEUMANN –

Feuerland

Peter Neumann begibt sich auf eine Entdeckungsreise, quer durch die Zeit. Was sich als herzhaft spannend entpuppt, weil seine Sicht der Dinge, die er hier klar darlegt, auch nachvollziehbar ist. Er gibt, zumindest teilweise, manchen unserer Vorfahren wieder ein Gesicht und auch ihre Stimme zurück, aber zeigt auch, wie manche Ereignisse sich auf die jeweilige Zeit ausprägten. Schon der Beginn ist ein Paukenschlag. 1883 bricht der Vulkan Krakatau, westlich der indonesischen Insel Java gelegen, mit einer permanenten Macht aus, die noch auf der anderen Seite der Welt zu spüren ist. Ein Punkt, den sich alle Klimaaktivisten heute mal vor Augen halten sollten, anstatt mit der Angst von Menschen zu spekulieren. Heute ist der Berg noch achthundert-dreizehn (813) Meter hoch, hatte damals ganz schön abgebaut. Das ist jetzt einhundert-neununddreißig (139) Jahre her, aber die Auswirkungen von damals sind durchaus noch zu sehen, wenn man hinschaut, wobei man heute davon ausgehen kann, das die Natur vieles davon schon bereinigt hat, auf ihre Art. Bei Peter Neumann kann man schon mal das Grinsen bekommen, obwohl er das Thema komplett neutral und auch ohne moralische Bewertung angeht. Ist ja auch nicht wirklich relevant, für seine nachstehenden Seiten, obwohl, manchmal doch. Nach dieser Einleitung kann man erwarten, das der Autor noch andere Geschütze ins Feld führen wird. Dann kann es auch schon losgehen. Als Musik-Tipp könnte man „Arch Enemy“ empfehlen. Die Performance dieser Band, insbesondere ihrer Frontfrauen Angela Gossow oder auch Alissa White-Gluz, welche die Nachfolge von Angela angetreten hat, sind schon furios, Naturgewalten, ähnlich überwältigend wie ein Vulkanausbruch, nur eben ungefährlicher. Und auch ein Buch lesen, sollte mehr für die Gesundheit eines Menschen tun, Peter Seins in jedem Fall. 1883 geht es auch weiter. Hier greift er sich Friedrich Nietzsche und Richard Wagner heraus, deren Lebenswege doch so manche Diskrepanz aufweisen dürften. Es ist einfach nur Wahnsinn, wie Herr Neumann das im Heute beleuchtet. Und so geht das Kapitel für Kapitel weiter, in denen er sich Persönlichkeiten heraus pickt und diese, im Zusammenhang mit ihrer Zeit, Gesicht und Zunge gibt, uns diese Menschen, in ihrer Zeit, wieder lebendig herüberträgt. Bis in unsere Gegenwart, wo dann 2020 ein Sturm, von Wuhan aus, über uns hinweg fegen möchte und das, teilweise auch geschafft hat. Noch nie war die Spaltung in einer Gesellschaft so groß, wie heute und das nur, weil das wenige wollen und viele mitmachen, aus welchen Gründen auch immer. Gegensätzliche Meinungen gab es schon immer, wie Peter Neumann das ja auch augenfreundlich darlegt. Aber dafür sollte es, zumindest in einer Demokratie, wie wir sie verstehen und für die viele Menschen auch gestorben sind, Dispute und Diskussionsräume geben, etwas, was uns doch immer ausgezeichnet hat. Das sollten wir nicht vergessen, nach diesem Buch sowieso nicht mehr.
(Siedler)

ISBN 978-3-8275 –0150– 9 260 Seiten (mit+) 24,00 € (D) 24,70 € (A)