BUCHCOVERREZENSION
Tutii EiskalteHoelle

LIZA GRIMM –

Hinter den Spiegeln so kalt

Manchmal ist es besser, für das Verstehen, was die Autoren mit ihrem Buch wollen, erst das Nachwort zu lesen und das bewahrheitet sich auch bei diesem. Auch wenn sich das so ein bisschen wie die Neuauflage von Hans Christian Andersens „Die Schneekönigin“ aufwarten könnte, gibt es doch gravierende Unterschiede zu den Hintergründen der Handlungen. Wer also der Meinung ist ein, mehr oder weniger, harmloses Märchen vor sich zu haben, wird eines besseren belehrt, obwohl man das so nicht ausdrücken sollte, da der Konsens dieses Buches doch ein Thema in unserem Leben ansprechen wird, den wir am liebsten ausblenden wollen, oder auch, im besonderen Falle unserer Regierigen, die das auch aktiv tun. Kindesmissbrauch ist brandaktuell und da darf man nicht wegschauen. Die Idylle, die sich einem oft bieten kann, ist meist trügerisch und wenn dann solche Schlagzeilen aufpoppen, wie wir sie in den letzten Jahren schon öfter hatten, dann ist der Protest erst mal groß und dann... ganz schnell wieder vergessen. Gehirnwäsche. Gefördert durch unsere öffentlichen und sonstigen Qualitätsmedien, und auch offiziellen staatlichen Stellen, denen eine direkte, wenn auch andere Bedrohung ganz recht dazu kommt, das Wohl des Menschen, insbesondere unserer Kinder ganz nach hinten an zu stellen. Dieses Buch soll wecken. Die Augen öffnen und uns dazu bringen, uns nicht hinter Verlautbarungen zu verstecken, die uns das selbständige Denken im Keime ersticken wollen. In diesem Thema ist das „Augen auf“ keine Stasimethode oder sonstige Denunziation, sondern aktiver Kinderschutz, für die Mitglieder unserer Gesellschaft, die unsere Zukunft sein sollen. Meist aber völlig rechtlos sind, weil viele Menschen irgendwie verblendet sind, was ja auch die Fakten der letzten drei Jahre voll auf bewiesen haben und wer darauf hinweist, ist besonders böse. Kindesmissbrauch ist kein Kavaliersdelikt, das sollte man sich schon vor Augen führen, sondern eine systematische Zerstörung von menschlichen Leben und, sei es vielen mutigen gedankt, die sich nicht verstecken wollen, das hier auch immer wieder nach gestochert wird, auch wenn das mehr einem Griff in ein Wespennest gleicht. Wo sich gleich die Frage stellt, wohin ist unsere Demokratie verkommen, das Kinder nur noch eine Art Ware darstellen, von den pädophilen Übergriffen ganz zu schweigen?... Den „Qualitätsmedien“ wird dieses Buch zu schaffen machen, auch wenn hier SPIEGEL Bestseller-Autorin drauf steht. Dieses Narrativ zu durchbrechen ist eine Herzensangelegenheit von Liza Grimm, wie im Nachwort gut nach zu lesen ist. Im Schreiben von Geschichten ist sie ein Multitalent, ohne Frage, und auch hier zeigt sie wieder Qualität vom Feinsten. Gepaart mit Empathie zeigt sie das Schicksal von … Vergessenen? Weit gefehlt, wenn man nicht vergisst. Und das sollte man auch nie tun. Vergessen heißt nur, den falschen zu vertrauen und sich Ausreden einfallen zu lassen, das ist eben so. Liza Grimm macht das nicht. Knallhart zeigt sie Fakten auf, die in unserem Leben gern verschleiert werden. Es ist ein Roman, aber auch gleichzeitig eine hochkarätige Anklage gegen diese Leute, denen das Wohlergehen unserer nachfolgenden Generationen voll am Arsch vorbei geht. Und auch eine Nachfrage, wie wir wegsehen, wo wir hinschauen sollten. Unsere Kinder haben es verdient, ohne Probleme aufzuwachsen. Für viele wird dieser Hilferuf zu spät kommen. Jeffrey Epstein hat da schon mal was vorgelegt, und schaut Euch Bill Gates an, den man als Menschenfreund, als Philanthrop bezeichnet. Liza Grimm hat hier einen Hilferuf gestartet, mal genauer hin zu sehen. Und diesem Ruf sollte man folgen. Diejenigen, die sich als Helfer der Menschheit platzieren wollen, sind genau das Gift, das wir nicht akzeptieren dürfen. Liza Grimm`s „Schneekönigin“ raubt Kinder, ganz klar. Nur, wo bitte ist der Punkt, wo man greifen könnte. Ist es akzeptabel, Kinder aus dem Bereich des Missbrauchs zu entfernen, zu schützen, und sich, mehr oder weniger, selbstherrlich dazu aufzuwerten, ein Schutzpatron zu sein, oder ist es nicht angebracht, hier mehr aufzuarbeiten und unseren selbstverliebten Politikern mal in die Fresse zu hauen. Denk nach! Denk selbständig! Du bist nicht allein, im Gegensatz zu unseren Kindern, die sich nicht selbständig wehren können!
(Knaur)

ISBN 978-3-426-52877-8 339 Seiten (+Nachwort) 15,99€ (D) 16,50€ (A)

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