BILDERREZENSION
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Ost+Front, Patenbrigade Wolf, Mors Cordis, Luzid

16.11.2013 Destroyka-Fest im Hof23 (Berlin)

Pünktlich 19.30 enterten LUZID, um Frontfrau Jenny, richtig motiviert, die Bretter, die die Welt bedeuten, um das Destroika-Fest im Hof 23 zu eröffnen. Der Fünferpack kann sofort begeistern. Mit „Betrayed“ beginnt der Reigen. Die Freude am Spielen kann man mit der Hand greifen. „Malice“ folgt, ist ein netter Ohrwurm, der einen noch nach dem Konzert verfolgt. Ja, so sollte Musik, nicht ganz so harten Genres, klingen. Metal und vieles andere kommen hier gut zusammen. Wer femalen Gesang mag, darf hier unbesehen zugreifen. Vergleiche hinken immer, nur ist diese Band etwas für sich, kann man nur hoffen, dass ein bisschen mehr in der nächsten Zeit rüberwächst. Dieser Auftritt lässt Hoffnungen erblühen, dass mehr Mugge wieder mit Herzblut gespielt wird. Es folgen noch ein paar Titel, wie „Adour“, „End of speech“, ein kleines Woh sei hier gestattet. Es ist nicht die richtig große Musik, die kommerziell vermarktet wird, es ist die Weise, die man einfach hören will. Die einen in den Bann zieht. Klasse. Jetzt kommen MORS CORDIS, klassischer Vertreter des Death? Brachial sind sie auf jeden Fall, mit einer Klangfülle, die gut auf die Ohren knallt. Ungeschminkt löffeln sie ihr Programm durch. Als erstes gibt´s das Intro, das sich lecker anhört. Die Jungs kneten die Lauschlappen des Publikums richtig durch. Es gibt auch Vertreter jüngeren Datums, die den Death, a la Chuck, durchaus zum Leben erwecken können. Nebenbei wollen sie aber auch etwas eigenes, und das bringen sie gut rüber, Beeinflussung ja, wie eine andere Band klingen, eh nö. Herauszuheben ist der Titel „Die Krone der Schöpfung“, der nur einen Höhepunkt der Darbietung bildet, deutscher Text, ist nicht immer üblich. Aber auch englische Texte können begeistern, sind einfacher zu verstehen, als die Muttersprache. Wer Slayer, Death oder auch andere Bands mag, die es so richtig krachen lassen, hat hier eine Alternative, vor allem eine junge Band, die Ideen hat und es auch versucht, genau selbige umzusetzen. Schon ein Teil, um sich die Horchlappen mal total zu ruinieren. Death rules. Chuck grüßt, Quorthon würde sagen, Leute, macht euren Geist frei. Um selbiges nach zu vollziehen, kommen jetzt PATENBRIGADE WOLF auf den Plan. Musik für Elektro-Freaks. Nennt sich elektronische Baustellenmusik. Für Elektro-Fans gute Nahrung, der Metaller hat hier seine Probleme. Nur kommen ihre Texte doch recht satirisch rüber. „Stalinallee“, „Feind hört mit“ oder auch „Gefahrstoffe“ und „Bier“ sollten auch dem Metalhead aufstoßen. Ansonsten bieten sie eine bunte Performance, mit vielen Einlagen, arbeiten interaktiv mit ihrem Publikum. So mancher Titel ist zwar nur für ältere Hörer nach zu vollziehen, so „Schallplattenunterhalter“ oder „Demo Sektor“ beispielsweise, aber wenn man sich in der Welt umschaut, hat das alles nichts von seiner Aktualität verloren. Als Highlight des Abends machen sich OST+FRONT fertig, die Bühne und das Publikum zu erobern. Als erstes schmettert sich „9 1 1“ in die Gehirnwindungen, ein Titel, der es in sich hat, Krieg und Raffgier so mancher Zeitgenossen anprangert. Der Text, engagiert, ohne Schnörkel, einprägsam, hinterlässt ein Fotonegativ hinter der Stirn. Frontstimme Herrmann zieht mit seiner Röhre erst mal alle Aufmerksamkeit auf sich. Um am Thema zu bleiben, gibt’s dann erst mal „Heimat(erde)“-Gefühle, damit man auch weiß, was man verlieren kann. Die Band läuft auf Hochtouren, die Performance ist bewegt und lässt keine Atempause zu. Da es Menschen mit, teilweise nicht, sichtbaren Benachteiligungen gibt, hat man den Song „Heimkind“ gemacht. Nun ja, man erfährt wie manche Klappsköppe reflektieren. Ohne Rücksicht auf Institutionen und Hierarchie. Dabei gräbt man tief. Der Metzgersong und „Fleisch“ reihen sich dort nahtlos ein. Man denkt wirklich an, fast, jeden Vertreter unserer (in)humanen Rasse. OST+FRONT mutieren zu einem neuen Level, Rammstein war gestern. Die Musik ist vergleichbar, die Texte sind einfach besser, die Gegenwart gehört dieser Band. … Sie haben ihr Publikum gut im Griff, ohne ihm etwas aufzuzwingen. Sie geben den Hörern, nicht nur, was sie wollen, sie geben auch, was der geneigte Lauscher braucht. Einen engagierten Auftritt, der sich gut gewaschen hat. Hintergründe, über die man sich im Alltag keine Gedanken macht.