BUCHCOVERREZENSION
Beerwald.s HauptsacheDerBaumBrennt

SINA BEERWALD –

Hauptsache, der Baum brennt

Frau Beerwald hat, und dafür einen Nobelpreis verdient, eine „physikalische“ These untermauert. Die so mancher Wissenschaftler nicht teilen wird, wie oder warum auch. Wer nicht an den Weihnachtsmann und das Christkind glauben kann oder will, weil seine Berufserfahrungen bei CERN einem ja andere Erfahrungen vorgaukeln möchten, wird auch nicht auf den Trichter kommen, das es unter dem Himmel und über der Erde, nicht nur die „Millennium Falcon“ und imperiale Sternenkreuzer von „Star Wars“, oder die „Star Treck Enterprise“ gibt, die sich mit Lichtgeschwindigkeit fortbewegen können. Rudolf, das Rentier, im Schlepptau die Mitrentiere seines Geschirrs und den Schlitten, welcher den Weihnachtsmann von einen Schornstein zum nächsten Kamin bringen soll, kann das auch. Klar ist, dass bei der Geschwindigkeit, die ihm ständig den Flug-Wind um die Nase schlägt, selbige immer rot leuchtet. Wird Euch jeder Tierarzt anstandslos bestätigen können. Ob das so gesund ist, für das Rentier, sei erst mal dahin gestellt. Bei der verkehrssicheren Ausrüstung des weihnachtlichen Kufen-Gefährtes, einschließlich unkomplizierter Annäherungswarnsensoren, scheint es auch zu hapern. Die letzte deutsche „Geheimwaffe“, die Ufos, sollen das schon gehabt haben. Da war der TÜV Finnlands wohl etwas nachlässig. Und NOKIA, die aus ihrem ersten Verkaufsschlager, das waren Gummistiefel! dann ein Technologieimperium begründeten, haben den Absprung auch verpasst. Hätten mal besser Taschentücher für hyperschnelle Rentiere, die sie auch mit Hufen Händeln können, entwickeln und kleine Wichtel darauf ansetzen sollen, den Schlitten des Weihnachtsmannes und, den des Christkinds, zu modernisieren, statt auf Handys zu setzen, die keiner haben will. Rudolfs Garage steht doch in Finnland. Da hätte man doch ein ganzes Jahr Zeit, zumindest dem einen Verkehrsteilnehmer, zukunftstechnisch, Änderungen aufs Auge zu drücken. Auf Vordermann zu bringen. Ist nicht passiert. Politik oder Unwissen? Beides schließt sich, eigentlich, gegeneinander aus. Wie unsere Volksvertreter es jeden Tag beweisen, das ist nur Ignoranz. Bei denen! Aber, weder der Weihnachtsmann, noch das Christkind, und die kleinen Wichtel schon gar nicht, kann man dafür verantwortlich machen. Da ist es wirklich Unwissen. Nun ja, man kommt ja nicht jeden Tag miteinander in Berührung und wenn zwei Schlitten, wo die Ausrüstung noch nicht mal den Standards eines antiken Streitwagens entspricht, in Erdnähe, mit Lichtgeschwindigkeit operieren wollen, bei deren Lenkern der eine nicht beim Optiker war und die andere nur aufs Handy glotzt, dann braucht man wohl keinen imperialen Todesstern, um einen Crash zu provozieren. Allerdings könnte man das wohl als eine neue Erfahrung, im Luftverkehr, einstufen und damit einen neuen Streik der Fluglotsen auslösen. Der Weihnachtsmann, der jetzt ein schlechtes Gewissen hat, das flügelbewehrte, weißgekleidete Christenkind bei dem Zusammenstoß erlegt zu haben, parkt seinen fahrbaren Untersatz bei Sarah Christkind vor der Tür, verschmust seine Rentiere und hat sich diese Frau ausgesucht, sein neues Christkind zu sein. Sonntagsmorgen! Anfang Dezember. Und dann auch noch früh um sechs Uhr! Wenn man der Katze oder/und seinen Kindern, pardon, Pubertiere, aus offensichtlichen, verqueren individuellen Wahrnehmungen noch jeglichen Zuspruch verweigern möchte. Eher den Kater füttert, der einem sagt, den letzten Alkohol am Vorabend doch noch auf Oberkante Unterlippe zu involvieren, war wohl eine Scheißidee. Da hatte der Weihnachtsmann ein ganz schlechtes Timing. Und, obendrein, die Kopfschmerztabletten vergessen. Sina Beerwald versucht sich in mehreren Schicksalen, sie muss das ja auch nicht selbst durchmachen. Oder kommen doch autobiografische Züge durch? Frau Christkind, eigentlich in christlicher Nächstenliebe geschult, sprich Psychologin, ist, mental, noch nicht ganz auf der Höhe und hält alles für einen schlechten Scherz. Währenddessen die Jaguare der alkoholischen Nachwirkungen an ihrem Nervenkostüm noch ihre Krallen wetzen. Nebenbei ist ihr Lebensgefährte auf sexuellen Abwegen, was den Alkoholkonsum erklären könnte, und die Pubertiere haben ja auch noch Ansprüche. Ob ihr Medizinschrank dann wirklich die Hilfe darstellt, kann man getrost verneinen. Nur langsam kommt Sarah in die Gänge und immer mehr kommt die Psychologin in ihr durch. Der Weihnachtsmann braucht Hilfe, notfalls stationär verordnet, sorgsam mit einer Bekleidung versorgt, deren Ärmel man auf den Rücken verknoten und diversen Spezereien, womit man unbequeme Patienten, oder auch politische Gegner, stillhalten kann. Aber noch macht ihr Helferkomplex hier einen Strich durch die Rechnung, und geltend, das man erst mal andere Wege probieren könnte, weil, eigentlich, der, in Coca-Cola-Werbefarbe gekleidete, Rauschebart, obendrein auch noch appetitlich aussehend, doch augenscheinlich harmlos ist und, auf betörende Art, tapsig wie ein Hundewelpe wirkt. Die „Fröhliche“ Vorweihnachtszeit hat begonnen. Sina Beerwald lässt nichts anbrennen. Den Baum zündet dann doch ein anderer an. Aber erst geht es quer durch München. Sarah versucht des Weihnachtsmannes Dilemma auf ihre Art zu sehen und das kann nicht gut gehen. Sie kann nicht das Christkind sein, aber Cornelius „Rauschebart“ Clooney hat eine hinreißende Art, sowohl hilflos drauf, als auch von sich komplett überzeugt zu sein, so dass die Psychologin in ihr, einen Kniefall macht und ihr Helfersyndrom, mehr als bereitwillig, die Wohnzimmercouch für den Weihnachtsmann räumt. Das ist doch mal ein Highlight für Pubertiere, denen der Glauben doch leichter fällt. Sinas, Pardon! Sarahs Ex, ist davon augenscheinlich weniger begeistert. Eine turbulente Komödie, die wieder beweist, dass die Pferde der Phantasie gerne auf bunten Wiesen und blumigen Pfaden wandeln möchten und die Fütterung selbiger eigentlich nicht so schwer sein sollte.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-52317-6 304 Seiten 9,99€ (D) 10,30€ (A)