BUCHCOVERREZENSION
Linskey.h Maedchen Nr5

HOWARD LINSKEY –

Mädchen Nr.5

Howard Linskey ist ja schon gut bekannt. Sein Dreiteiler um David Blake war in aller Munde und auch ein Wahnsinns-Hattrick. Jetzt probiert er sich am Journalisten Tom Carney, seiner Kollegin Helen Norton und dem Polizisten Ian Bradshaw. Der letztere ist auf dem Abstellgleis. Polizeiarbeit nur unter Vorgaben der Herren Vorgesetzten, damit er keinem in die Hose pinkeln kann, obwohl er das, wenn auch nicht beabsichtigt, trotzdem macht. Tom hat zwar einen Vertrag mit dem „Blatt“, überregional erscheinend, aber seine letzte Story, über einen Abgeordneten der Tory, der sich gerne angewidert über Sittenverfall äußern möchte, aber genau das macht, bringt ihm nicht die wirklichen Sympathien. Der Politiker geht zu Nutten. Okay. Nur, im Gegensatz zur normalen Bevölkerung, die das manchmal ausnutzt, und schweigt, wettert dieser selbstherrliche Familienvater im Politikerformat, gegen einen solchen Werdegang. Wasser trinken predigen und selbst Wein saufen. Toms Artikel schafft das auf die Titelseite vom „Blatt“, nur war der Chef gerade anderweitig beschäftigt, und der Stellvertreter hatte das abgesegnet und sich damit aber auch in die Bredouille gebracht. Da hat man mal wirklich etwas aufgedeckt, wie so einige unserer furchtlosen Anführer ihre eigenen Ideale und Moralvorstellungen mit Füßen treten und von ihre Schäfchenherde verlangen, eben genauso nicht zu leben, und schon kann man über seinen künftigen beruflichen Werdegang sich Gedanken machen. Der „zukünftige“ britische Premierminister droht jetzt mit Anwälten. Die überregionale Journaille steht in der Kritik, knickt ein und so wird Tom nahegelegt, mal bezahlten Urlaub zu machen. Hätte auch schlimmer kommen können. Tom zieht sich in seine Heimat zurück, wo der Mädchenfänger gerade „Mädchen Nr.5“ gekidnappt hat, zumindest nimmt das jeder jetzt an, und er auf Helen trifft, seine Nachfolgerin beim Wochenblatt „Durham Messenger“. Mit ihr will er nicht nur zusammen arbeiten, am Lokalteil, auch in dem Fall der verschwundenen Michelle Summers und, als bei Arbeiten an der Erweiterung der örtlichen Schule eine Leiche mit einem Messer im Rücken gefunden wird, rollen sie auch diesen Fall auf. Und Ian Bradshaw, der nun wirklich kein Fettnäpfchen auslässt, welche Howard Linskey vorausschauenderweise überall in dessen Lebensweg stellt, gerät bei seinen Kollegen und Vorgesetzten mehr und mehr unter Druck, darf seinen Dienst jetzt in der Pappnasentruppe schieben, bis ihm Tom über den Weg läuft. Manchmal ist es wohl besser, wenn man seinem Schreiberling, der einem sowieso nicht die Butter auf dem Brot gönnt, die kalte Schulter zu zeigen und sich, stattdessen mit einer anderen Romanfigur zu verbünden, die einem mehr Chancen gibt, als deren gemeinsamer geistiger Vater. Bei David Blake war Howard ja noch eine Art wohlwollender Federartist, hier versucht er sich an einem eher tiefsinnigen Roman. Wobei man auch hier seinen unterschwelligen Humor findet, der sich meist auf reale Betrachtungen seiner Umwelt zurückführen lässt. Zum Beispiel, Gespräche über das Alter, nur fragt man sich selbst, wenn Leute, die noch keine dreißig sind, schon philosophisch werden wollen, was macht man, wenn man doch schon älter ist. Oder Polizeibeamte untereinander wetten, wer mit wem ins Bett gehen könnte, Leute, die in ihrem Tee getoastete Rosinenbrötchen tunken. Herr Linskey ist ein Adler, in Sachen Beobachtung seiner Umwelt und lässt das auch gnadenlos in seine Seiten mit einfließen. Und sieh da, es ist ein unterhaltsames Buch geworden, das man in ein, zwei Sprüngen einfach mal so weg atmet. Da hat er wohl nichts verkehrt gemacht. Also! In Gedenken an Andreas Franz und Julia Durant holt Ihr Euch das unvermeidliche Dosenbier und die Salamistulle, schmeißt die die neue Scheibe von AMORHIS in den CD-Player, wer sie nicht hat, das „Legacy“ gibt hier gerne Unterstützung, mit der letzten Ausgabe, und lockt die Katze zum Leseplatz, aber die kommt auch von allein. Und schon ist ein Leseabend eingeläutet, der unvergessen bleiben dürfte.
(Knaur)

ISBN 978-3- 426 -51909- 7 444 Seiten 9,99€ (D) 10,30€ (A)

HOWARD LINSKEY – Killerinstinkt – Archiv Aug. 2015