BUCHCOVERREZENSION
D.Andrea.l EsBleibtBoese

LUCA D´ANDREA –

Das Böse - Es bleibt

Der Tod so kalt, war seine erste Aussage. Das Böse - es bleibt, könnte man als weiterführende Arbeitstheorie durchaus auch so akzeptieren. Beide Bücher sind, für sich, ein Knaller, da muss man nicht lange rumdeuteln. Auch wenn das kein Fortsetzungsroman ist, eine Verbindung zueinander kann man trotzdem ziehen. Luca D`Andrea tummelt sich in Südtirol. Jedem Schriftsteller sein Gebiet. Nach seinen eigenen Worten ist diese Region sein Spielplatz. Und hier flüchtet Marlene gerade vor ihrem Mann. Was ganz gewiss einen oder mehrere Gründe haben wird. Herr Wegener hat eine ganz eigene Geschichte. Sein Vater, der hieß noch Wegner, fiel im II. Weltkrieg. Für seinen selbst-, wie auch sinnlosen Einsatz bekam er postum das Eiserne Kreuz. Nur mit einer kleinen, gravierten, wie auch gravierenden, Namensirrung, die Sohnemann kurzerhand übernimmt. Bevor er sich auf klein- und großkriminelle Pfade begibt. Noch im Krieg, wird er zum Verräter an allen Seiten, je nachdem aus welcher Richtung der Wind weht. Und er begeistert sich für den Weg, der immer im Schatten bleiben sollte. Klaut, schmuggelt, tötet. Bis er seine zukünftige Frau kennenlernt, hat er sich ein kleines Imperium aufgebaut, das im Dunklen operiert. Jetzt ist er ein größerer Raubfisch im Becken, nur hat er nicht damit gerechnet, dass er, im nationalen, wie auch internationalen Vergleich, nur ein kleiner Barrakuda ist, im Gegensatz zu den Weißen Haien, die, nicht nur das organisierte Verbrechen beherrschen, sondern auch sich auf den politischen hochbrisanten Ebenen bewegen können, wie tänzerische Sirenen. Er wieder zum einem Handlanger degradiert wird, der er, eigentlich, schon immer war.  Dass Marlene irgendwann auch mal die Nase vollhaben könnte, wäre ihm nie in den Sinn gekommen. Luca D`Andrea hat einen recht seltsamen Humor. Marlene ist nicht nur Jahrzehnte jünger, als ihr krimineller Gatte, irgendwie ist sie auch anders gepolt. Und dann macht sie sich aus dem Staub, im Gepäck Edelsteine, deren Geschichte nur Elend über deren Herkunft dokumentiert, Marlene jedoch eine neue Zukunft ermöglichen sollen, deren Verlust aber ihrem angetrauten Ehegatten das Genick brechen wird, wenn das „Konsortium“ dahinter kommt. Und das wird es. Niemand beklaut einen kriminellen Überflieger, ohne dass dafür Blut fließen wird. Schon gar nicht, wenn man politisch, in Italien, wie auch in Europa, oder weltweit, die Fresse ganz groß aufreißen kann. Und jetzt wird es richtig bunt. Frau Wegener hat die Kurve gekratzt, allerdings kommt sie nicht weit. Nur, in den unwegsamen Gebieten Südtirols verliert sich ihre Spur. Herr Wegener will seinen Kopf nicht verlieren, bläst zum Halali. Und der Jäger ist in der Loipe. Ein Mensch, eher eine Waffe ohne Emotionen, macht sich auf den Weg, versucht mögliche Verbindungen einzukreisen. Luca D`Andrea ist, als Schriftsteller, ein Abbild seiner Heimat. Beginnt als eine kleine Quelle, die fröhlich und lebenslustig vor sich hinplätschert, sich jedoch zu einem Mahlstrom mutiert, der alles mit sich reißt. Lest selbst. Hier kann man noch lernen.
(DVA)

ISBN 978-3-421-04806-6  432 Seiten  15,00€ (D)  15,50€ (A)

LUCA D´ANDREA – Der Tod so kalt – Archiv April 2017