BUCHCOVERREZENSION
Schiewe.u DieLetzteSchlacht HerscherDesNordens

ULF SCHIEWE –

Herrscher des Nordens - Die letzte Schlacht

Schön ist, dass Herr Schiewe aktiv am Leben von Harald teilnehmen möchte. Und das auch ausdrucksstark dokumentiert. Dass er ein Auge auf Harald geworfen hat (Hallo, bleibt auf dem Damm!) und auch darauf achtet, dass der Hardrada, auch wenn er diesen Namen noch nicht hat, sich, einigermaßen, angemessen benimmt ist ja, mittlerweile, nicht mehr zu übersehen. Nur kommt manchmal die Frage auf, wer war eigentlich der wirkliche Vater von Harald. Sigurd, der leibliche Erzeuger, an dessen Herdfeuer Ulf sich wärmend die Hände rieb, der jedoch früh verstarb und damit seinen Sohn in die Fänge von dessen Halbbruder Olaf trieb, dessen übertriebene Christianisierung Norwegens einen Mahlstrom auslösten, die dem zwar eine Heiligsprechung, nach seinem Tode, organisierte, Harald jedoch in eine Emigration getrieben hat, die ihn über das Land der Rus bis nach Konstantinopel verschlug, wo er schon wieder Unsinn mit Sinn verwechseln könnte. Oder ist es doch Uli. Der verhindern will, das sich Harald am Papier schneidet oder an einem offenen Herd Brandwunden zuzieht? Das Schicksal eines Skalden. Das urðr, welches Ulf Schiewe jetzt einholt. Konstantinopel brennt. Und Araltes, wie der zukünftige Harðraði hier genannt wird, wird zu einer Zentralfigur im Aufstand gegen den aktuellen Basileios Mikhael V. von Byzanz, der ziemlich zügellos durchs Leben ging, das Volk ausplünderte, Mord zu einem gängigen politischen Mittel gemacht hatte, zu seiner persönlichen Bereicherung. Allerdings ist Harald nicht wirklich selbstlos. Na klar, wieder haben die Frauen Schuld. Maria heißt die Gute, die Haralds Laken vor-, mit-, nachwärmt und Zoë, Kaiserin von Byzanz, ist da wohl auch nicht ganz untätig gewesen. Ulis Geduld, und nicht nur seine, wird jetzt auf eine harte Probe gestellt. Die Rückkehr des Harðraði nach Norwegen ist überfällig. Und so mancher Mitstreiter Haralds würde ja auch gerne mal die Heimat wiedersehen wollen. Geld haben sie mittlerweile genug und die Lebenserhaltungskosten im Norden Skandinaviens sollten, um diese Zeit, auch weit geringer gewesen sein, als in Byzanz. Aber Araltes hat noch etwas Unsinn im Sinn. Bis Uli den zukünftigen König der Norweger überreden kann, der Stadt am Bosporus den Rücken zu kehren, ist es, fast, zu spät. Nach der erfolgreichen Revolution gegen den Nichtsnutz den V. wollen die Nutznießer, selbiger,  den Mann fesseln, der ihre militärischen und politischen Stärken und Schwächen am besten kennt. Der Großfürst der Rus will den Krieg gegen Byzanz und Harald wäre ein wertvoller Ratgeber, auch wenn der ganz andere Ratschläge im Notizbuch  zu stehen hätte, als Krieg. Wieder muss er fliehen, aber das ist ja auch nichts Neues. Verworren sind die Wege und Fäden der Nornen, durch die sich Ulf Schiewe jetzt durcharbeiten muss, um Haralds Weg nach Norwegen zu ebnen. Der Mann soll König werden. Das begreifen fast alle. Uli sowieso, der ja seiner Geschichte weit voraus ist, die Leserschaft auch, die auf Herrn Schiewes Fersen folgend, auch nur zu einem Ziel kommen werden. Und Hardradas Gefolgsleute, in jedem Fall. Nur Harald nicht. Nicht nur, dass er in Byzanz noch mehr als ein Bett warm hat. Sein Neffe Magnus sitzt jetzt auf dem Thron Norwegens, dem sein Halbbruder Olaf, der Heilige, den hohen Stuhl vererbt, und dem er, als Onkel, auch Treue geschworen hat. Ulf muss jetzt an allen Registern ziehen, den Trottel zu seinem Glück zwingen, dass jeder Mann sich nur hätte wünschen können. Er, Harald,  wird der Schwiegersohn Jarisleifs und Ingegerds, dem Großfürstenpaar von Kiew, mit deren Tochter Elisif, Elisabeth von Kiew, er sie auch zu Großeltern macht. Und so wertvolle Verbündete gewinnt. Ingegerd, nach Oma benannt, ist seine erste Tochter. Das russische Fürstenpaar ist hellauf begeistert, und was Enkelkinder bewirken können, dafür braucht man keine wirkliche Bestätigung von adliger Seite. Kennen wir auch so. Für Harald scheint die Straße nach Norwegen jetzt offen zu sein. Und Magnus macht Zugeständnisse. Der Oheim wird, nicht nur, mit offenen Armen empfangen, und Mitregent. Sondern auch noch Erb-König. Nur, und damit keiner wirklich gerechnet, dass Magnus, der als Adelsspross  schon viel erreicht hat, sich besäuft und dann, beim Pinkeln in einem Fjord fällt. Und ertrinkt. Was uns wieder sagt, Hände weg vom Missbrauch alkoholischer Getränke und anderer Stimulanzien. Oder, wenn Ihr das schon macht, dann vermeidet die Kontaktaufnahme zu offenen Gewässern. Der Weg zum Thron Norðwegrs ist für Harald geöffnet. Nur haben so manche Jarls, mit einflussreichen Familien, noch Einwände. Die ganz schnell niedergelegt werden, in dem man eine erneute Hochzeit arrangiert. Nach nordischem Recht und Glauben. Dass seine erste Frau damit nicht einverstanden sein könnte, Elisif ist christlich erzogen worden und damit einer monogamen Ehe anhängig, kommt Harald erst später in den Sinn. Hier sagt Uli eindeutig, mach Deine Probleme nicht zu meinen. Harald, das musst Du alleine ausbaden. Ist jetzt Deine Baustelle. Schön, wenn man Freunde hat? Trotzdem bleibt Ulf treu an seiner Seite und begleitet ihn bis in den Tod, wo Hardrada, der fast zwanzig Jahre Norwegens Führungsperson war, noch einmal zeigt, dass er nicht nur als ein Berserker durchgeht, sondern auch ein König von Format war, dessen Leichnam seinen Untertanen wie ein Symbol und ein Zeichen vorkommen musste, so dass sie ihn verteidigten, bis sie wieder in der Heimat waren. Uli Schiewe, Dein Feierabendbier hast Du Dir, gründlich und redlich, verdient.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-52004-8  496 Seiten  10,99€ (D)  11,30€ (A)  

ULF SCHIEWE – HdN II– Odins Blutraben – Archiv April 2018