BUCHCOVERREZENSION
Schiewe.u OdinsBlutraben HerscherDesNordens

ULF SCHIEWE –

Herrscher des Nordens - Odins Blutraben

Ungeduld ist ein schlechter Ratgeber. Das musste auch Harald Sigurdsson, später Hardrada oder, besser zeitgenössisch, Harðráði genannt, mit seinen zwölf, fast dreizehn Lenzen punktgenau erkennen. Sein Vorbild und Halbbruder, Olaf, König der Norweger, geschlagen vom Dänenkönig Knut, hat seinen Thron und sein Leben eingebüßt. Und ihm eine Mission verklickert. Olafs Sohn, sein königlicher Nachfolger, Magnus, noch ein Knabe, ist in Gardarike, im Land der Rus. Und Harald soll ihm die Thronleiter bauen, damit das königliche Kind einen Sessel besteigen kann, von dem der Bengel nicht mal einen Hauch einer Ahnung hat. Sein Vater wollte das Christentum gewaltsam einführen, was ihm bei den Jüngern Odins, in Norðwegr, nur Feinde einbrachte. Dass Knut auch nur ein Christ ist, vergisst die Geschichtsschreibung zwar nicht, aber der ist ja ein Däne. Und als Lehensherr durchaus willkommen, da er sich nicht in territoriale Gegebenheiten einmischt, sondern getreu dem Spruch römischer Kaiser „Divide et impera“ eine ganz andere Politik verfolgt und damit auch erfolgreich ist. Ulf Schiewe hat das Herdfeuer Sigurd Halfdanssons, genannt, Syr, die Sau, verlassen. Der Vater von Harald, der eher ein Bauer war, als ein König. Seinem Land verbunden. Der sich mehr Sorgen darum machte, das seine Gefolgsleute was zum Beißen bekamen und leben konnten, als sich auf einen Thron zu stürzen, der ihm nur sinnlose Entscheidungen abverlangen würde, denen er sich nicht gewachsen gesehen hätte. Die kurze Lebensspanne Sigurds jedoch zwingt Ulf zu einschneidenden Maßnahmen. Wärmende Herdfeuer zu verlassen gehört dazu, wenn man ein unbestrittener Skalde werden möchte. Harald hat ja noch seinen Lebensweg vor sich. Und den muss Uli jetzt begleiten, damit sich der zukünftige König der Norweger nicht selbst verletzt.  Aufgrund verwandtschaftlicher Bindungen kommt Harald, treu zur Seite, Ulf als Biograf, in Lande der Rus an, zu Hause ist er nicht mehr gelitten. Nun darf er Tribute einfordern, für den Fürsten von Nowgorod und Kiew. Herr Schiewe kann zwar die Zeit nicht zurückdrehen, aber er gibt Harald menschliche Züge, die man gerne unterstützt, als Leser. Kiew wird bedroht. Steppenkrieger, Petschenegen, im Bunde mit nordischen Abtrünnigen wollen sich die goldene Stadt pflücken. Harald soll das verhindern. Ist zwar nicht wirklich so passiert, aber hier sollte man Ulf etwas Freiheit in der Literatur gönnen. Haralds weiterer Weg geht nach  Konstantinopel, wo er sich als Söldner anbietet und Geld scheffeln will. Der Kampf um Norwegens Thron wird so einige Ressourcen einfordern. Das oströmische Reich kann solche Krieger immer gut gebrauchen. Grikaland, das römischer ist als der Papst, sieht sich als ein Nachfolger eines Cesars. Landsknechte, die ohne Nachfragen, meucheln werden, wo man nur die Frage der Bezahlung, nicht nach der Rechtmäßigkeit,  regeln muss, sind hier herzlich willkommen. So etwas wie eine Krankenkasse oder Rentenversicherung gibt es ja auch noch nicht.  Und wenn man dann Feinde des Reiches aufknüpft, Recht oder Unrecht spielt hier keine Rolle, hat man schon fast gewonnen.  Man kann aber auch wieder verlieren, wenn man Futterneidern in die Quere kommt. Harald war wohl auch etwas babyblauäugig. Verluste in seinem Leben waren zahlreich, wenn auch nicht wirklich vorhersehbar, zumindest für ihn, aber noch mutiert er nicht zu einem Politiker. Noch ist er ein Krieger, der sich mit seinen persönlichen Rückschlagen arrangieren muss. Die politische Weitsicht fehlt ihm noch. Dafür hat er ja Ulf Schiewe, der ihm das jetzt beibiegen wird.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-52003-1  472 Seiten  10,99€ (D)  11,30€ (A)

ULF SCHIEWE – Herrscher des Nordens – Thors Hammer