BUCHCOVERREZENSION
Duetzer.v Nexx DieSpur

VOLKER DÜTZER –

Nexx – Die Spur

Gabriel Nexx ist ein Wahrsager und seine Voraussagen treffen immer ins Schwarze. Ob er die Polizei auf den Auffinde-Ort eines Mordopfers hinweist oder einen Flugzeugabsturz orakelt. Der Mann sieht alles. Volker Dützer schreibt einen Thriller im Bereich des mystischen Grenzlandes, das den meisten Menschen ein Buch mit sieben Siegeln ist. Unglaublich, unfassbar. Pressekönigin Valerie de Crécy ist jedoch skeptisch. Für die Frau, mit dem historisch schwerwiegenden Namen, ist der Mann einfach nur ein Schwindler. Und sie setzt alles daran, ihn der Lügen zu überführen. Ihre Sendung soll das Flaggschiff sein, für interaktiven und investigativen Journalismus in Deutschland. Träume. Das gibt es nur in Büchern. Aber Volker ist hier unbeirrbar, glaubt an das Gute, schreibt ein Buch, und lässt Frau de Crécy, fast schon im Grenzbereich des demokratisch möglichen, agieren. Herr Nexx hat jedoch andere Pläne. In einer Talkshow lässt er mehrere Bomben los, siehe oben, und zusätzlich sagt er den Tod von Valerie voraus. Im nachfolgenden Tohuwabohu, wo ein Witwer, dessen Frau ein Opfer des Scharlatans wurde, auf den Star des Hellsehens schießt, stolpert Valerie über ein Kabel, stößt den Kameraliebling, mehr aus Versehen, aus der Schusslinie und rettet ihm somit das Leben. Herr Nexx, Wahrsager und der Zukunft zugewandt, hat die Journalistin genau dort, wo er sie haben will. Er gibt ihr ein Exklusivinterview und danach beginnt der Alptraum. Volker Dützer ist sehr informationsreich, wortgewandt und farbenfroh, mit einem gewissen Maß an Humor unterwegs. Ist ja nicht seine Autobiografie, die er hier schreibt, sondern ein Stück Lebenslauf seiner Protagonistin, die er ans offene Messer liefert. Gabriel Nexx ist ein Manipulator, hätte auch ein Politiker werden können, nur da hätte er zu sehr in der Öffentlichkeit gestanden. Im Verborgenen zu operieren, liegt dem Kasper mehr, gibt mehr Geld und noch mehr Abhängigkeiten von Menschen, die er ausnutzen kann. Und jetzt ist Valerie sein Ziel, begehrte Beute. Er lässt durchscheinen, dass sie ein Paar sind, die Frau seiner Träume jedoch leichte Probleme in ihrer individuellen Wahrnehmung hat und nur er ihr Retter und Messias sein kann. Ihren Todestag hatte er ja schon vorhergesehen. Valerie, mit allen Wassern einer gewieften Journalistin gewaschen, steht auf verlorenem Posten. Obwohl sie auch in der Öffentlichkeit steht und einen Namen hat, als Journaille, diesem Mann ist sie nicht gewachsen. Nexx dringt in ihr Privatleben ein, terrorisiert sie und keiner kann ihm etwas nachweisen. Ein Hochzeitsfoto von Nexx und Valerie ziert ihren Nachttisch. Der Bademantel, mit seinen Initialen gekennzeichnet, macht es sich in ihrem Badezimmer gemütlich. Alles deutet darauf hin, dass sie ihn, wie einem Vampir, freiwillig Tür und Tor geöffnet hat. Sie damit unglaubwürdig wird und er freie Bahn hat, Valerie zu beherrschen. Sei es über psychiatrische Aussagen, denen man zwar jede Profession absprechen müsste, aber er lächelnd verteidigen kann und wird, oder aber nur über einfache Darstellungen eines Lebens, wo er sich als den Traum Gottes für die Menschen darstellt. Dieser Mann, mit seinen Verbindungen, Beziehungen und seinem schier unbegrenztem Wissen um die Zukunft, ist nicht zu bezwingen. Die blutige Spur, die er durch unsere Gesellschaft zieht, kann man zwar nachvollziehen, aber ihm nicht zuordnen. Er ist hoch angesiedelt und geschützt, durch Leute, die eigentlich uns dienen müssten, laut ihrem Amtseid. Volker Dützer ist, anscheinend, ein Fan des „Afro-Samurai“. Wenn Du einen Gegner besiegen willst, der alle Deine Züge schon im Voraus kennt, musst Du den Move machen, der keine Vergangenheit und keine Zukunft kennt. Ist Dein Gegner der Berg, sei der Fluss. Ist Dein Gegner der Fluss, dann sei der Berg. Unberechenbar.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-52072-7 379 Seiten 10,99€ (D) 11,30€ (A)