BUCHCOVERREZENSION
Jennings.h Arena

HOLLY JENNINGS –

Arena

Holly guckt in die Zukunft, was Spiele so hergeben könnten, wenn sie, auf moderne Art, in eine andere Profession umgewandelt werden. Die Games immer virtueller werden, so dass man sich, als Gamer, selbst auf dieses Portal hochladen kann, oder lässt, um andere Mitspieler zu massakrieren. Nennt man Virtuelle Realität, zur Unterhaltung eines Publikums, das sich an Mord und Totschlag aufgeilt, dem irregeleiteten Zuschauer eine Welt darbietet, wo Gladiatoren und Krieger-Innen für einen „heilen“ Präsens sorgen sollen, der genauso verlogen ist, wie unser heutiger Profisport oder der Missbrauch einer Generation von Models und Schauspielern. Die, entweder jung sterben, oder die Kassen von Psychologen füllen und die Schlagzeilen von einschlägigen Klatschblättern anreichern, die man als Normalmensch nicht mal mit dem Arsch ansehen würde. Jedoch reichlich Profit einbringen sollten, weil viele Menschen nicht hinter das Gebilde schauen. … -Können! -Wollen! -Dürfen! …Wo ist die Idee geblieben, die der Vater aller Computer, Konrad Zuse, im Hinterstübchen seines genialen Gehirns gehabt haben mochte? Andere Frage. Wer kennt diesen Namen noch? Dieses Buch hat jedoch ein Schlachtpotenzial, das man ernst nehmen sollte. Nimmt es mit einer verlogenen Realität auf, die uns im Alltag an der Nase herumführen möchte, um uns an den Problemen des realen Lebens vorbei zu lotsen, indem es versucht die VR in den Wohnzimmern zu installieren. Holly Jennings malt hier ein farbenfrohes Bild. Wie unsere Politiker es jetzt wieder praktizieren. Geht Wählen! Ändern könnt ihr sowieso nichts! Kali Ling, Kriegerin in der VR, und hochgehandelte Profi-Gamerin hat gerade eine Niederlage, mit ihrem Team, einstecken müssen. Die Regeln dieses Games sind recht einfach. Fünf virtuelle Avatare pro Mannschaft treten auf einem Schlachtfeld gegeneinander an, schlagen sich gegenseitig die Rübe ein und erobern den gegnerischen Turm. Sieg. Die Gamer steuern ihren Avatar durch feindliches Gebiet, hacken, stechen, säbeln auf jeden Gegner ein, oder fangen sich selbiges ein und es kann nur eine Mannschaft gewinnen. So ein gemütliches Gemetzel zum Abendessen, oder einem Glas Wein, ist sehr sinnvolle? Nachmittags- oder Abendunterhaltung. Da kann, sollte, man durchaus auch anderer Meinung sein. Nur, wie Holly Jennings sehr ausdrucksstark untermalt, ist das im Jahre 2054 der letzte Renner auf dem Gebiet der Unterhaltungsmedien und, mittlerweile gibt es dafür Meisterschaften, geteilt in Ligen, angefangen von Amateuren bis hin zu den Profis, wo sich dann die finanzstarken Firmen in Sponsoring üben. Der herkömmliche Profi-Fußball hat schon mal die Koffer gepackt, um in Rente zu gehen, und die 222-Millionen-€-Marke in Transfers hat die Form von Taschengeld angenommen. Im Rahmen dieses Geldgebens fällt natürlich auch die Medienpräsenz. Gamer, lasst euch sehen, von den Paparazzi fotografieren, geht in die Öffentlichkeit, aber nur, wie unsere Sponsoren es sehen wollen. Macht Party und werft Euch Drogen ein, wir bezahlen alles für unsere Stars. Auch das Taxi. Euren Clean-Test kaufen wir, natürlich, auch noch. Kein Problem. Menschen werden daran zerbrechen, interessiert aber kein Schwein. Nathan, Kalis Teamkapitän, stirbt an einer Überdosis. Er war nicht der erste Tote. Die Wahrheit ist das erste Opfer des Krieges. Getreu der Feststellung des kalifornischen Senators Hiram Johnson, der diesen Spruch schon am Anfang des 20. Jahrhunderts losgelassen hatte, wird der Tod von Nathan verschleiert und es wird, über dieses Thema gelogen, bis sich sogar vierziger Doppel-T-Träger verbiegen, die Balken sind gerade ausgegangen. Und Kali hat die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt. Sie ist süchtig nach der VR. Über Sucht brauchen wir wohl nicht mehr reden. Auch wenn hier ein ziemlich ernstes Thema zur Sprache kommt, Holly Jennings macht einen literarischen Spagat. Fröhlich marodierend bläst sie zur Jagd. Auf ein verlogenes System, das sich an der Abhängigkeit, gewollt oder ungewollt, von Menschen bereichert. Lässt Dialoge und Situationen auf den Leser niederschneien, der fast das Atemholen einstellt, sich das Buch auf die Brust schlägt und, hoffentlich passiert es nicht wirklich, vergisst die Katze zu füttern. Die Königin des Haushaltes könnte recht unwirsch reagieren. Erfahrungen. Es gibt aber auch noch Alternativen. Anthelion oder Cthonic, beide Bands aus Taiwan kommend, könnten hier für eine musikalische Abhilfe und Ablenkung sorgen, in einem Bereich, die Kaiserin des Hausstands zu besänftigen. So, dass Ihr Euch Eurer, Hollys, Literatur, unterbrechungsfrei, hingeben könnt. Da muss aber noch ein Hinweis kommen, Anthelions Sänger Code ist nicht gerade der schönste Mann, für die Frauenwelt, aber Chtonics Bassistin Doris hat die schönsten Beine ganz Asiens, für die Männerwelt. Die Katze wird das weniger interessieren, da seid Ihr gefordert.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-52021-5 392 Seiten 14,99€ (D) 15,50€ (A)