BUCHCOVERREZENSION
Winkelmann.a BleicherTod

ANDREAS WINKELMANN –

Bleicher Tod

Ein Psychopath, ein Mensch? Kann man so wohl nicht durchgehen lassen. Aber, jeder vierte von Hundert soll einer sein und wenn man diese heutige Welt betrachtet, könnte man diese prozentuale Angabe noch weit vervielfachen. Wenn man dieses Buch gelesen hat und dann versucht, zu „Nummer 25“ von Frank Kodiak einen Brückenschlag zu ziehen, dann, kann das ein ziemlich weiter Weg werden, der jedoch kürzer ist, als man denkt. Wobei sich Andreas schon selbst Antworten gibt, auf die Fragen, die er, offensichtlich für sein neues Alias, jetzt stellt. Miriam Singer ist auf dem Heimweg. Plötzlich bekommt sie Halluzinationen und Panikattacken. Und schon ist der freundliche Helfer präsent, der sie, fürsorglich, entspannen möchte. Nur ist der Typ alles andere als hilfreich. Er hat andere Pläne und Miriam soll sein nächstes Opfer werden. Er hatte schon mal zugeschlagen, erfolgreich. Miriam kann ihm jedoch entkommen und schon ist die Lage zugespitzt. Der Psycho will sein Ziel erreichen, mit aller Macht. Er ist krank im Kopf und seine Umwelt sieht da nicht so wirklich genau hin. Seine Frau muss das ausbaden, sie hatte aber auch schon vorher unter ihm zu leiden. Bis sie die richtige Entscheidung trifft, ist es zu spät. Sie konnte aber auch, bis hier, nicht wirklich entscheiden, eine Zwickmühle des Alltags. Herr Winkelmann beschreibt eine Person, die uns, jeden Tag über den Weg läuft, nur sieht man solchen Gestalten ihre Gelüste nicht an, die können sie gut mimikrieren. Uns vorspielen, sie sind die Guten. Unser Mitgefühl und unsere Hilfsbereitschaft ausnutzen, bis der Mond brennt. Andreas beschreibt dieses Szenario beklemmend hart. Nimmt kein Blatt vor den Mund und stellt die Hilflosigkeit Nikolas, die unter diesem Kotzbrocken fast pulverisiert wird, in einen Mittelpunkt, da möchte man sagen, bleibt solo und schafft Euch eine Katze an. Nur ist das auch keine wirkliche Hilfe, solchen Typen aus dem Weg zu gehen. Diese Infos gibt es in Seminaren. Schön, dass Nele Karminter, Kriminalkommissarin, ein solches besuchen darf. Nur, wie soll der Leser da hinein kommen. Da bleibt nur der Bücherjournalismus. Kurz darauf wird Nele zu einem Tatort gerufen. Die Tote ist jung und ungewöhnlich bleich. Abgelegt, wie ein Stück Müll, nur gereinigt. Miriam droht das gleiche Schicksal und der Typ, den Andreas Winkelmann hier ausgebuddelt hat, ist mit vollem Elan dabei, seine Pläne in die Tat umzusetzen. Und grausam genug, seinen Weg mit Leichen zu pflastern, die zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Andreas zeigt aber noch ein anderes Dilemma. Wir können uns nicht wirklich gegen solche Pissnelken wehren, da uns, durch unsere demokratische Gesetzgebung, und unser eigenes Gefühlsleben, ganz enge Grenzen gesetzt sind. Die wir einhalten und uns in Geduld üben müssen, bevor der Rechts- und Wehrbeistand des werktätigen Volkes eingreift. Während unser Psychopath sich darüber lustig macht, und, im Endeffekt, mehr Rechte genießt, als seine Opfer. Ein Thriller der anderen Art, der hinter so manche Kulisse unseres „Rechtsstaates“ blicken lässt.
(Goldmann)

ISBN 978-3-442-47589-6 379 Seiten (+Nachwort) 9,99€ (D) 10,30€(A)

FRANK KODIAK – Nummer 25 – Archiv August 2017
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