BUCHCOVERREZENSION
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MAC P. LORNE –

Das Blut des Löwen

Wie friedvoller wäre doch die Welt, bei etwas mehr Toleranz. Eine Aussage, die Mac hier recht nachdenklich in den Raum stellt. Die „Löwen“ sind wieder da und da stellt sich doch die Frage, wie geht es weiter. Mac P. Lorne, der derzeit einzig wahre Biograf von Robin Hood, hat da so einige literarische, wie auch lukullische Zutaten auf der Pfanne. Er ist der Mann, der den Kapuzenmann hat aufwachsen sehen, ihn auf seinem Weg begleitete, als Geächteter durch den Sherwood Forest, bis ins „Heilige Land“, als König Richards schnelle Eingreiftruppe, und wieder zurück. Sein Trauzeuge war, bei seiner Hochzeit mit Mariam, mit ihm am Sterbebett Richard Löwenherzens stand. Nach dem Tod des Königs war Eleonore, Königmutter, der Meinung Robin Hood und Marian von England fernzuhalten. Dafür hatte sie zwei Gründe. Ihr jüngster Sohn, Johann „Ohne Land“, besser bekannt als Prinz John, den jeder vorher aus allen relevanten Regierungsgeschäften heraus hielt, weil der Typ ein absoluter Vollidiot ist, soll jetzt doch noch die Königswürde erhalten. Er ist ja auch ein Plantagenet. Schlimmer konnte es nicht kommen. Kaum an der Macht, geht „König Weichschwert“ jagen. Seine Ziele sind die Kinder Richards, und zwar auch dessen unehelichen, deren Onkel er eigentlich ist. Sie stehen ihm im Weg seine Krone zu behalten. Das nennt man Familienbande? Ist aber vorerst noch von untergeordneter Bedeutung für Mac P. Lorne, der jetzt, zusammen mit Robin und Marian, denen Eleonore Richards jüngsten Sohn Fulke anvertraut hat, auf den kleinen Wildfang, der seinem Vater so ähnelt, wie kein zweiter Mensch, aufpassen muss. Dafür quartiert sich Mac gleich im Schlafzimmer der Eheleute ein, okkupiert obendrein die Küche und lässt es sich wohl ergehen. Ein Schriftsteller zu sein, sollte sich auch lohnen. Nicht nur, dass Tantiemen vom Verlag kommen, das leibliche Wohl muss man ja auch im Auge haben. Und auf Gut Lisse, in der Gascogne, und in unmittelbarer Nachbarschaft zu den d´Artagnans, Alexandre Dumas lässt hier Grüße ausrichten, auch wenn sein Held erst viel später an den Start geht, gibt es eine sehr gute kulinarische Versorgung. Deswegen überlässt Mac die Erziehung des „Löwen Blutes“ auch den Eheleuten von Loxley, alias von Lisse, die den kleinen Racker als den eigenen Sohn ausgeben. Als man Fulke trotzdem aufstöbert und die „Eltern“ der Meinung sind, den Knaben aus der Schusslinie zu bringen müssen, nutzt Mac gleich die Gelegenheit für einen Urlaub auf der iberischen Halbinsel. Schriftsteller müsste man sein. Prinz John war als Kind schon richtig scheiße drauf, als er nur ein Zögling seiner Mutter war. Sein Weg war der eines adligen Schnösels, der sich alles greifen konnte, was gesellschaftlich unter ihm stand. Mord, Totschlag, Vergewaltigung, überall abgreifen, egal wen es in den Ruin trieb. Heute hätten wir diesen Seuchenvogel unter einen Panzer geworfen und, die Ketten im gegensätzlichen operieren lassend, den Kreisgang eingelegt. Oder David Gilmans Bastardschlachtross, das einfach nur Pferd heißt, hier auch eher zeitgenössisch besser zu Gesicht stehen würde, ausgeliehen. Pferd hat ultimative Erfahrungen im Knochenbrechen und mit kleinen Ratten. Da könnte man von Pferd noch etwas dazu lernen. Prinz John. Dieser Vogel hat sich nie eine Platte gemacht, wie Mac, als „Zeitzeuge“, das auch ausdrucksstark belegen wird. Mit seiner Krönung hat man eins der finstersten Zeitalter der größten Insel der Nordsee eingeläutet. Wie ehemals Herodes, lässt auch „König John“ Kinder töten. Seine Straftaten hinterlassen eine blutige Schneise der Verwüstung in der menschlichen Gesellschaft, da wundert es einen, das England sich je wieder davon erholt hat. Kaum das Muttern, die noch einen mäßigenden Einfluss auf ihn hatte, gestorben ist, treibt er es noch schlimmer. Mac hat hier eine Anklageschrift aufgesetzt, da kann man nur den Kopf schütteln, warum der Typ sich solange ungestraft tummeln konnte. Ja, die Zeiten waren anders. Kadavergehorsam, falsch verstandene Ehrgefühle, irregeleitete Loyalität, machtbesessene Landes- und Kirchenführer, deren Verbrechen aufzulisten jeden heutigen Supercomputer in die Knie zwingen wird, sind nur einige Bedingungen. Königin Eleonore stirbt und Mac P. Lorne hält jetzt die Zeit für gekommen, den Herrn von Loxley und Earl von Huntington zu überreden, England wieder einen Besuch abzustatten. Schließlich hat er Appetit auf leckere Rehkeule alà Bruder Tuck und dessen Met. Nebenbei, aber das kann ja Robin Hood erledigen, muss ein Tyrannendasein beendet werden. Dazu ist der Kapuzenträger geradezu prädestiniert. Nicht nur das die Menschen ihm folgen, er hätte auch noch einen Thronfolger als Ass im Ärmel. Und Mac hat noch so einige Informationen parat, die uns in wahre Lachorgien hineinsteigern lassen werden. Man sollte also, vorsorglich und versicherungstechnisch vorausschauend, seinen Leseplatz kippsicher machen. Wenn ein Landsknecht fragt, ob das Trojanische Pferd eine besondere Rasse sein soll und man plötzlich am Boden liegt, samt Buch und Katze im Gesicht, dann dürfte die Hausratversicherung das nicht ganz so wohlwollend und humorvoll sehen, wie wir selbst. Mac P. Lorne ist eine Macht in der schreibenden Zunft, der man offenen Auges entgegenblicken sollte, er hat ja noch etwas in der Hinterhand.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-52146-5 672 Seiten (PLUS) 10,99€ (D) 11,30€ (A)

MAC P. LORNE – Das Herz des Löwen – Archiv August 2018 TIPP
DAVID GILMAN – Der einsame Reiter – Archiv August 2018