BUCHCOVERREZENSION
Jackson.l DunkleBestie

LISA JACKSON –

Dunkle Bestie

Lisa Jackson ist ja eine Fleißmeise unter den Schriftsteller-Innen, die sich dem Faible „Unterhalte den Leser gut, dann liest der auch Deine Seiten“ verschrieben haben und ihre Bücher sind natürlich in jedem Fundus zu finden. Genauso selbstverständlich, wie die, immer gut und vielfältig lecker, gefüllte Futterschale am Schlemmer-Platz der Königin des Hausstandes, der Katze selbstverständlich, was habt Ihr jetzt im Hinterkopf. Und sie, Frau Jackson, hat mehrere Handlungslinien, -orte und –Protagonisten, also viel Abwechslung. Heute sind wir wieder in Grizzly Falls. Der Stadt, in der Sheriff Dan Grayson lebte. Und sterben musste, weil Frau Jackson das so wollte. Das ist persönlich! Im „Schneewolf“, termingerecht zu Weihnachten, ins Koma geschossen, ging er, in „Raubtiere“, zu den Ahnen. Hier darf der Leser, durchaus verständlich, noch so manch heimliche Träne aus dem Augenwinkel wischen, er steht damit nicht allein da. Wenn man den Mond anheulen möchte, die Detectives Regan Pescoli und Selena Alvarez stimmen gerne mit ein. Vermissen werden wir ihn. Als kleine Trostpflaster haben wir ja noch Sturgis, Dans schwarzen Labrador, der in der neuen Familie von Regan einen heimeligen Platz zum Leben bekommen hat, und Frau Pescoli selbst, derzeit wieder schwanger, wird Tucker Grayson, ihr drittes Kind, zur Welt bringen. Als musikalische Untermalung braucht man hier schon etwas richtig Gutes! Also knallt Euch NECROMORPH rein. „Under the Flag“ ist ein Meisterwerk (Gibt’s hier auf „Videos“, oder auch, wahlweise, auf Youtube). Dan Grayson hätte diese Band gemocht. An den Nachfolger, der diese Musik auch lieben wird, im Amte des Sheriffs, der so ganz anders ist, als sein Vorgänger, sollten wir uns jedoch schon mal gewöhnen. Immerhin gibt er sich Mühe, in Dans Fußstapfen zu treten, an deren Schuhgröße er sich noch anpassen muss. Auch wenn er, auf den ersten Blick, für den Leser, und nach Meinung der Detectives eher unsympathisch zu sein scheint, wobei der Blickwinkel von Lisas handelnden Figuren jedoch als sehr subjektiv einzuschätzen ist, er ist ein Polizist, mit Leib und Seele. Auch wenn er dabei militärisch straff organisiert vorgeht, stellt er sich grundsätzlich vor und hinter seine Leute. Schützt sie vor Eiferern und stärkt ihnen, bei ihrer Arbeit den Rücken. Er hat noch in anderes Problem. Eins, das man nie wirklich verstehen wird. Rassismus. Sheriff Blackwater, „Schwarzes Wasser“, ist (als Erbe derzeit noch nicht zweifelsfrei geklärt) ein Enkel der Biiluuke (Absaroka, besser bekannt als Krähen), Siksika (Schwarzfuß), Anishinabe, Nakonabi (Assiniboine), oder auch eines anderen kleineren Volkes der „First Nation“, deren ehemalige Heimat das heutige Montana war, bevor der „weiße Mann“ sich über alle Menschenrechte stellte und die erste Nation Amerikas fast ausrottete. Über seine genauere Herkunft könnte uns Frau Jackson schon mal aufklären, wenn sie sich schon über ihre Gründe Dan Grayson sterben zu lassen ausschweigt. Sheriff Blackwater hat indianisches Blut und damit steht er, in der US-amerikanischen Rassenbeliebtheitsskala, so ziemlich am Ende der Einladungsliste zu einem Barbecue. Darüber sollte man mal nachdenken. Wenn man dann auch noch den beliebten Vor-Part ersetzen soll und bei seinen Unterstellten nur Vorurteile entgegengesetzt bekommt…? Dafür schlägt sich der, derzeit signierte, und jetzt ist das nicht ironisch gemeint, der wirklich furcht-, wie auch, selbstlose Anführer einer Verbrechensbekämpfung doch sehr gut. Irgendwann war da mal was mit dem Berg und dem Propheten. Der Mann ist gut. Wir, als Leser, sollten ihn unterstützen. Dann kommen Lisas Figuren vielleicht auch nach. Regan Pescolis Tochter Bianca, ihr zweites Kind, ist im Teen-Alter. Wie das so ist, man will eine kleine Party feiern. Fern der Erziehungsberechtigten und allen Grenzen, die solche Gestalten einem aufzeigen wollen, sind doch bloß Eltern, haben keine Ahnung vom, derzeit terminierten, wirklichen Leben. Ein harmloses kleines Besäufnis, ein bisschen Dope, Spaß haben. Dafür lügen Kinder auch mal Muttern an. Nur, wenn aus Spaß dann Todesangst wird, dann können so manche Kids froh sein, dass verantwortungsvolle Führungspersonen für sie da sind, und das sind nun mal Eltern. Keine Politiker. Die kann man in der Pfeife rauchen. Wer braucht schon solche Gestalten? Merkel, Trump. Kann man dankend drauf verzichten. Das man Elternteile anlügen möchte, ist ein Generationsproblem, ohne Frage. Wer ist nicht auf den höchsten Ast eines Baumes geklettert und hatte dann Angst, wieder herunterzukommen. Die Geschichte der Feuerwehr spricht Bände, wie man, im Vorfeld strahlende, danach häufig seelisch geknickte, Helden aus so manchen Geästen wieder herunterlotsen musste. Bei Bianca liegt der Fall aber etwas anders. Sie ist mit zur Party, obwohl sie das, eigentlich, nicht will. Aus dem harmlosen Spiel Jungen jagen Mädchen im Wald wird für Bianca bitterer Ernst. Nicht nur ein Teen, testosteronüberladen, ist hinter ihr her, sondern auch eine Art Big Foot. Auf ihrer Flucht stolpert sie über eine Mädchenleiche. Das Chaos ist perfekt. Frau Jackson beweist wieder, sie ist eine unumstrittene Meisterin ihres gewählten Genres. Big Foot in Grizzly Falls? Eine Euphorie bricht aus. Das tote Mädchen geht, bei solchen Schlagzeilen und Medieninteresse, fast unter. Erwähnt wird sie nur, wenn es der Werbung dient. Der blanke Wahnsinn legt sich über die Stadt. Man will hier eine Jagd aufziehen und, obendrein noch eine Reality-Show in die Kamera einfangen, in der sich alles um die haarige Gestalt und den „Erfahrungen“ von Menschen mit selbiger dreht, von der man zwar, manchmal, einen Fußabdruck findet, aber sonst nichts, was ein Lebewesen kennzeichnen würde. Bianca und Mutter Regan sollen eine Hauptrolle spielen. Was Frau Pescoli dankend ablehnt. Big Foot ist ein Mythos und sie hat besseres zu tun, als einem, mehr als aufgeblasenem, Filmfuzzi, oder Möchte-Gern-Wir-sind-Siegfried in die Karten zu spielen. Sie hat, kurz vor der Geburt von Tucker Grayson, noch einen Mord aufzuklären. Wahnsinnslektüre!!!
(Knaur)

ISBN 978-3- 426 -52089- 5 526 Seiten 9,99€ (D) 10,30€ (A)

LISA JACKSON – Schneewolf – Archiv Okt. 2015
LISA JACKSON – Raubtiere – Archiv Mai 2017
LISA JACKSON – You will pay – Archiv Feb. 2018
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