BUCHCOVERREZENSION
Svensson.a Kuestentod

ANGELIKA SVENSSON –

Küstentod

Ein intelligenter Ausspruch von einem aufgeklärten Menschen war, sinngemäß, lieber ein armer Schlucker, der in einer Bruchbude voller Bücher haust, mit denen man leben möchte, als ein reicher König zu sein, der nicht lesen kann. Frau Svensson gibt dieser These genau die Nahrung, die man auch braucht. Macht die Glotze aus, das Leselicht an. Klemmt Euch die Katze unter den Arm, wahlweise natürlich auch den Hund, den Geier oder das Krokodil, je nachdem welches Haustier gerade verfügbar ist, damit Ihr beide Hände freihabt. Eine für das Buch, das Ihr Euch gleich einverleiben werdet! Und eine für das  Dosenbier, sollte beim Lesen nicht fehlen. Alternativen sind, dann doch, jedem selbst überlassen. Bei gewissen Bedürfnissen, nach Knabbereien natürlich (was habt Ihr jetzt gedacht?), sollte man sich etwas Neues einfallen lassen. Beispielsweise den Geier auf eine Stange setzen, wie einen Papageien. Man könnte auch die Katze, von der Achselhöhle, auf den Schoß um Parken, wo sie sich dann richtig gemütlich machen wird. Wenn Ihr nicht davon überzeugt seid, lest mal „Eisenberg“ von Andreas Föhr. Danach habt Ihr wieder eine Hand frei. Und Angelika Svensson kann, mit ihrem Buch, weitermachen. Nach nur ganz wenigen Seiten kommt man auf zwei Dinge. Das eine ist, das man als Romanfigur, vielleicht, eine Zusammenarbeit mit seinen Schriftsteller-innen mal überdenken sollte, wenn man dann einen Parkplatz bekommt, der, wenn schon man einen Mordfall am Halse hat, sich neben Mülltonnen lokalisiert. Ist nicht so prickelnd. Aber da haben sich Angelika und Lisa Sanders,  bestimmt, noch einige Dialoge zu sagen, die wir hier, jedoch, mit dem Mantel der Verschwiegenheit bedecken werden. Diskretion! Das werden sie schon selbst machen. Männer haben ja eh keine Ahnung, wenn sich zwei Frauen fetzen werden, worum es geht. Eine Mülltonne könnte man auch zur Seite schieben. Anders herum ist es so, wenn sich männliche Mitarbeiter pelzen, die Umgebung ist eigentlich, fast, egal, im K1 in Kiel jetzt jedoch an der Tagesordnung, könnte eine fürsorgliche Frauenbeteiligung, in den Sachen einer Diskussion deeskalierend wirken. Und durchaus von Nöten sein. Frau Svensson stellt das in schillernden Farben dar. Die zweite Sache ist. Wer jetzt gedacht hat, dass Frau Angelika S., nach ihrem Hattrick mit „Wassersarg“, es sich jetzt auf der Vor-sich-hin-Plätschern-Wiese gemütlich machen will und den Landeanflug machen möchte, hat sich mal richtig, und gründlich, geirrt. Die Frau ist besser als ein Sechser im Lotto. Greift wieder Themen auf, denen wir, nicht nur, von teilweise bis komplett, hilflos gegenüberstehen, sondern überrollt werden, wir in diesen „demokratischen“ Zeiten nicht mal eine Chance hätten, uns zu wehren, weil wir uns für zu klein halten und auch kleingehalten werden, in dieser verlogenen parlamentarischen Demokratie, die uns zwar Menschenrechte zugesteht, nur wenn wir sie einfordern wollen, uns konsequent die kalte Schulter zeigt. Themen, wo sich jeder die Finger verbrennen wird. Frau Svensson hat hier jedoch keine Berührungsängste, und noch ein paar Morde zu vermelden. An Richtern, die im deutschen Strafvollzug involviert sind und sich als mehr sehr „gnädig“ erwiesen haben. Deren Urteile jedem Mitmenschen, der mit den Opfern zu tun hatte, in eine reale Verzweiflung treiben werden, die man nur zu gut nachvollziehen kann. So manches Urteil ist hier auch aufgeführt, Ähnlichkeiten mit realen …, (geschenkt), so in etwa könnte es abgelaufen sein. Liest man jeden Tag, auch wenn keiner sich nachhaltig damit befassen will, der nicht wirklich davon betroffen ist. Wenn das in der Nachbarschaft passiert ist, verschließt man lieber die Augen und ächtet eher den besten Freund, als das man das Maul aufbekommt.  Sie, die Richter „aber richtig gnädig“, halten sich für die Übermenschen. Keiner wird ihnen am Zeug flicken. Frau Svensson ist damit nicht einverstanden. Und so sterben sie gerade, wie Maulwürfe, denen der Gartenbesitzer den Umkehrschub eines Benzinrasenmähers nahebringen wird. Das K1 in Kiel ist zwar in höchster Alarmbereitschaft, aber noch ist kein wirklicher Weg erkennbar. Und die Sparmaßnahmen der Regierung treiben (un)-geahnte Blüten. Polizisten dürfen sich zwar anspucken und den Vorwurf von Stasimethoden, einschließlich von Polizeiwillkür, gefallen lassen, nicht nur in diesem Buch, ist in der Realität auch nicht anders, aber knuffen und Überstunden schieben, weil die Personaldecke vorne und hinten nicht reicht, das ist dann ihr Alltag. Frau Svensson hat hier harsche Kritik im Anzug und packt den Streitkolben aus. So geht das nicht. Auch wenn unsere Politiker das anders sehen möchten, so wird Demokratie nicht wirklich funktionieren. Wer auf einem öffentlichen Klo das Papier von der Bestellliste streicht, muss sich doch nicht wundern, dass irgendwann keines mehr da ist.  Und Lisa Sanders wird dann doch andere Probleme haben, als das Parken neben einer Mülltonne. Neben den drei toten Richtern, die unter fadenscheinigen Ausreden, so manchen Vollpfosten haben weiterlaufen lassen, und obendrein noch selbst Dreck am Stecken haben, kommt jetzt auch noch eine junge, übereifrige Schutzpolizistin auf den Plan, die zwar gute Voraussetzungen für diesen Job mitbringt, aber ihre Grenzen nicht kennt. Sich in eine Mordermittlung einbringen möchte, obwohl sie nicht einmal den Ansatz hat, sich in diesem Metier auszukennen. Martina Falkner hätte die anderen Bücher von Frau Svensson lesen sollen, bevor sie über ihr Ziel hinausschießt. Bis Angelika zum nächsten Teil kommt, sollte die junge Frau das dringend nachholen. Sie hat den „Küstentod“ überlebt, im Gegensatz zu einigen anderen. Und das waren die guten Nachrichten! Frau Svensson hat noch einige andere  Paletten auf der Gabel, die sie jetzt entladen wird.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-51899-1  377 Seiten     9,99€ (D)  10,30€ (A)

ANGELIKA SVENSSON – Wassersarg – Archiv April 2017 TIPP
ANDREAS FÖHR – Eisenberg – Archiv Dezember 2017