BUCHCOVERREZENSION
Lorentz.i DieWiderspenstige

INY LORENTZ –

Die Widerspenstige

„Die Widerspenstige“ ist Johanna von Allerheim, die nach dem Tode ihres Vaters, samt ihrem Zwillingsbruder Karl, aus einem Testament gedrängt wurde, das im Original doch etwas anders aussah. Ihr Halbbruder, Sohn aus erster Ehe des Herrn von Allerheim, hat da so manchen Teil dazu beigetragen. Der Sohn, der ersten Frau des Adligen von Allerheim, hat Morgenluft geschnuppert und schläft heute mit der dritten Frau, der Witwe, seines Vaters. Die Kinder der zweiten Frau stehen dabei, so etwas, im Wege und könnten seiner Erbfolge so einige Widerstände entgegen bringen. Vor allem, weil seine Stiefmutter, die seine sexuellen Vorlieben mit allen Hintergedanken und Abgründen im menschlichen oder eher anderem Denken, befriedigt, sich schon als Herrin über den Stammsitz sieht und ihr ungeborenes Kind, das noch von jemanden anderen gezeugt wurde, schon als Erben und den „Neuen“ Herrn in der Ahnenlinie der von Allerheim verzeichnen möchte. Alle Leser, die jetzt noch zwei Meter weit weg stehen, sollten jetzt den Ring etwas enger ziehen. Hier könnt ihr noch etwas lernen, über konspirative Tätigkeiten und das Fälschen von Dokumenten. Das Schriftstellerpaar Lorentz hat da einige Tipps auf Lager, gerechterweise für beide Seiten. Aber erst mal hat Witwe von Allerheim, die sich von ihrem Stiefsohn und noch einem anderen Liebhaber beschlafen lässt, alle Karten in der Hand und das gefälschte Testament bietet ihr ein angenehmes Ruhekissen. Johanna und Karl, die sich hier nicht wehren können und deren Schicksal auf eine ziemlich umtriebige Art sehr unvorteilhaft in eine ganz beschissene Zukunft gelenkt werden soll, haben nur einen Ausweg. Flucht. Ins Vaterland ihrer Mutter, Polen. Wo eventuell noch ruhmreiche Verwandtschaft für Schutz garantieren könnte. Um nicht aufzufallen, will Johanna als Knabe durchgehen, immerhin wird ein Geschwisterpaar gesucht, ein Mädchen und ein Junge. Nach zwei Knaben, auf dem Wege ins polnische Herrschaftsgebiet, auf der Heimkehr ins familiäre Nest, sucht keiner. Zu der Zeit war das Königreich Polen noch ein starker Machtfaktor, in Mitteleuropa, und an Jan III. Sobieski kam kein Herrscher, egal welcher religiösen Couleur, vorbei, wenn es um Bündnisse und militärischen Beistand ging, gerade zu der Zeit als Kara Mustafa Pascha, Großwesir der Osmanen, der Meinung war, sich Wien, die Hauptstadt der Habsburger, wie einen goldenen Apfel pflücken zu wollen. Frau und Herr Lorentz haben die Zeit im Sinn, wo sich die Halbmondkrieger wieder einmal versammelt hatten, den christlichen Herrschern des Abendlandes das Abendmahl aber so richtig zu versauen. Und in diese Zeit werfen sie Karl und Johanna hinein, als Waisen, auf der Suche nach familiärer Bindung. Nur als junge Verlorene, beide männlichen Geschlechts. Johanna muss jetzt als Pan Jan durchgehen und ein Ende ihres Mimikri ist nicht abzusehen. Mit den historischen Tatsachen verwoben, und auch gut und gründlich recherchiert, schreiben die zwei Lorentze eine starke Geschichte über eine Frau, die hätte existieren können. Eines der besten Beispiele hat ja Johanna von Orleans schon mal vorgezeichnet. Warum soll das nicht in der Geschichte Polens passiert sein. Starke Frauen gab es schon immer, man muss nur genauer hinsehen, da gerade um diese Zeit es immer wieder Männer gab, die sich hier auf diesen Ergebnissen ausruhen wollten, die Geschichte anders schrieben. Beispiele dafür gibt es reihenweise. Starkes Buch.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-66383-7 664 Seiten (+ Nachschlag)