BUCHCOVERREZENSION
Raab.t DerMetzger

THOMAS RAAB –

Der Metzger

Da ist er wieder, der Metzger. Adrian Willibald, mit seiner Danjela im Schlepptau, Möbelrestaurator und freiberuflicher Sherlock Holmes, tobt ein weiteres Mal durch die grauen Zellen des Lesers und Thomas Raab ist erneut auf dem Trail, seiner Kundschaft, also Euch, auch wenn recht humorvoll, die finstersten Gedanken Eurer Mitmenschen zu präsentieren. Er hat einen einzigartigen Schreibstil, bei dem man sich so manches Grinsen nicht verkneifen kann, was den Konsum seiner Zeilen in der Öffentlichkeit zu einer ziemlichen Herausforderung macht, da nicht jeder das verstehen will, oder kann. Aber lasst Euch nicht stören. Adrian geht manchmal einkaufen, unter anderem beim Metzger Woplatek. Der Fleischermeister ist ein Urgestein und wird Vater. Adrian Willibald erlebt das hautnah. Nur ist Hansi alles andere, als ein würdiger Nachfolger, im ruhmreichen Stammbuch eines Mannes der stets anpackt und so manches Tier zu Hackfleisch, Wurst und anderen Produkten verarbeitet hat. Heinz, noch ein einfacher Fleischer, jedoch schon auf einem Expansionskurs, so mancher Fastfood-Kette Anstand und faire Geschäftsgebaren beizubiegen, oder besser das Fürchten zu lehren und ist ein Berg von einem Mann. Hans hat davon gar nichts. Er ist eher unscheinbar, Vegetarier, hat Mitleid mit der tierischen Nahrung seiner Umwelt und kann kein Blut sehen. Schriftsteller will er außerdem noch werden. In den Augen seines Erzeugers ein Fauxpas ohne gleichen und so wird der Möchtegernliterat und Pflanzenfresser auch gleich enterbt. Adrian Willibald, ihm treu zur Seite Danjela Durkowitch, kann diese Aufregung nicht verstehen, er kennt Hansi ja seit dessen Geburt. Zeit geht ins Land, und Heinz Woplatek ist auf einem Erfolgskurs. Aus seiner kleinen Kiezfleischerei ist ein florierendes Unternehmen geworden, gegen den so mancher Burger-Anbieter wie eine Imbissbude aussieht und er hat jetzt Geld. Da Hansis Mutter nicht mehr so taufrisch aussieht und Heinz auf Frische schwört, serviert der Neu-Großunternehmer seine Holde einfach mal so ab und holt sich etwas Jüngeres in sein Bett. Hansi, schwer gezeichnet, ist suizidgefährdet und in psychischer Behandlung. So die Gerüchte es verlauten wollen, hat der Antifleischerei-Literat jetzt zwar schon einige Zeilen geschrieben und auch einen Treffer gelandet, auf der Bestsellerliste, aber auch sein Bemühen sein Leben zu beenden, soll von Erfolg gekrönt worden sein. Nur taucht jetzt ein Schriftsteller mit seinem Pseudonym wieder auf und gibt sogar Lesungen. Für den gemütlichen Adrian und seine Sonne Danjela ist das ein Widerspruch zu viel. Und so ist der Metzger, der ja eigentlich ein Möbelrestaurator ist, jetzt in der Literaturbranche unterwegs. Thomas Raab hat wieder haarsträubendes für Kahlköpfige verzapft, schüttelt den Hund, samt Hütte und lässt Adrian Willibald wieder auf dessen Umwelt los. Das kann nur schiefgehen, vor allem dann, wenn auch nur vorübergehend, im Haushalt des Metzgers einquartierte Hamster verschwinden und deren Wiederauferstehung akribisch geplant werden muss, damit Nagetierfrauchen, nach der Übergabe aus dem Exil ihres Kleintieres, keinen Verdacht schöpft. Lacht mal wieder und lasst Eure Umwelt einfach außen vor. Wer mitlachen will, kann fragen.
(Droemer)

ISBN 978-3-426-30496-9 331 Seiten 9,99€ (D) 10,30€ (A)

T. Raab - Der Metzger kommt ins Paradies - Archiv Oktober 2017