BUCHCOVERREZENSION
Svensson.a Kielgang

ANGELIKA SVENSSON  –

Kielgang

Wenn der Verlag „Knaur-Droemer“ deutsche Krimi-AutorInnen präsentiert, dann darf man getrost und ohne Bedenken zuschlagen. Nach „Kiellinie“ ist „Kielgang“ der zweite Roman von Angelika Svensson, in dem sie Kommissarin Lisa Sanders so richtig an den Rand des Wahnsinns treibt. Sicher, Angelika sitzt vor ihren Seiten, während ihr „Opfer“ Lisa mittendrin im Geschehen agieren muss. Ist kein Zuckerschlecken. Sie ist ja noch traumatisiert, von den letzten Ereignissen einer Geiselnahme. Und darf, ohne Pause, gleich wieder in den dunklen Gewässern menschlicher Inkompetenz zu einem friedlichen Nebeneinander weiterfischen. Frau Svensson schnuppert ein bisschen Luft vom Milieu organisierter Kriminalität in Kreisen von Leuten, denen der Feuerstuhl unter dem Hintern mehr wert ist als ein Menschenleben, die auf Teufel komm raus für die Verbrechen leben, die sie reich machen sollen. Und dafür über Leichen gehen. Lisa Sanders hat gleich zwei Opfer, einer tot, der zweite „lebt“ noch, derzeit im Krankenhaus auf der Intensivstation. Und das auf einem Gestüt, das nicht nur am Rande des finanziellen Abgrundes steht, sondern auch noch einen Erben hat, den sie nur zu gut kennt. Und hier kommt die Rotation zum Tanzen. Dr. Thomas Freiherr von Fehrbach, Erbe des Gutes Lankenau, ist nicht nur Augenzeuge der Geiselnahme gewesen, bei der Lisa eingebunden war, derentwegen sie Depressionen hat, sie sind sich näher gekommen, wieder auseinander gedriftet und jetzt in einen Fall eingebunden, der auf dem Gestüt zumindest ein Todesopfer gefordert hatte. Wie sich jetzt verhalten? Frau Svensson hat hier Lektüre vorgelegt, die man nicht so schnell vergessen wird. Die Kreise werden immer größer und beschränken sich nicht mehr auf einen kleinen Radius. Eine Rockerbande versucht das Gelände zu erwerben, will in großen Maßstab ein Edelbordell aufmachen, mit Kinderprostitution, und plötzlich rückt der Amoklauf an einer Schule in Frankfurt/Main in den zentralen Fokus, waren doch mehrere Leute davon direkt betroffen. Lisa Sanders hat nun alle Hände voll zu tun, muss sich aber noch mit ihrem Trauma auseinandersetzen und einen recht penetranten „Freund“ hat sie auch noch am Hals. Eine Erkenntnis, die spät kommt, aber immer noch besser ist, als ewig im Abgrund zu schweben. Dazu gesellen sich noch Kollegen, Rocker und deren Anwälte  auf Abwegen. Das Chaos ist perfekt und Frau Svensson kann sich entspannt zurücklehnen, sind doch jetzt alle beschäftigt, einschließlich der Lesenden.

(Knaur)

ISBN  978-3-426-51613-3    420 Seiten   9,99€ (D)  10,30€ (A)